Sekundarschul-Aus: Eltern ratlos
Nachdem die Bezirksregierung die Auflösung der Sekundarschule Neuss erklärt hat, wissen Mütter und Väter nicht, wie es weitergeht.
Neuss. Der Paukenschlag mitten in den Osterferien ist für die Eltern, deren Kinder die Sekundarschule Neuss besuchen, ein deutlicher Wirkungstreffer. Nachdem die Bezirksregierung Düsseldorf mitgeteilt hat, dass die Sekundarschule Neuss wegen dauerhaft zu geringer Anmeldezahlen keine neue Eingangsstufe bilden und stufenweise aufgelöst werden soll, herrscht Erklärungsbedarf. „Wir wissen derzeit nicht, wie es weitergehen soll“, betont eine Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Viele Eltern sind beunruhigt.“
Schuldezernentin Christiane Zangs erklärte gestern, dass es einen Termin geben werde, bei dem die Eltern alle wichtigen Informationen erhalten. „Das soll zeitnah geschehen“, betont Zangs. Unabhängig von der Eltern-Info stellt sich zudem die Frage, was das Sekundarschul-Aus für die Neusser Schullandschaft bedeutet. „Für das nächste Schuljahr ist der Zug abgefahren. Da geht es jetzt darum, einen Weg für die Kinder zu finden, die an der Sekundarschule angemeldet sind“, sagt der CDU-Stadtverordnete Thomas Kaumanns. „Politisch diskutiert werden muss, wie es in Zukunft weitergeht. Wir brauchen einen Unterbau für alle, die nicht auf ein Gymnasium oder eine Gesamtschule gehen.“ Es müsse daher auch diskutiert werden, ob die Gründung einer zweiten Realschule eine Option sei.
Für Christiane Zangs ist der Fall klar. Eine zweite Realschule werde es in Neuss eher nicht geben. „Wir müssten den Bedarf für eine solche Gründung bei der Bezirksregierung nachweisen. Die Realschule Holzheim hat aber keinen so großen Überhang, dass dies erfolgversprechend wäre“, sagt die Schuldezernentin. „Die Gründung einer zweiten Realschule halte ich daher für schwer zu realisieren.“
Ralph-Erich Hildebrandt, schulpolitischer Sprecher der SPD, kann sich die Gründung einer zweiten Realschule auch nur schwerlich vorstellen. „Das wäre meines Erachtenes eine Totgeburt“, sagt er. Er sieht den Schlüssel für die Zukunft der Schulentwicklung darin, die Gesamtschulen in Neuss so aufzustellen, dass sie die entsprechenden Schüler-Kapazitäten haben. Das Abweisen von Schülern auf eine andere Schulform — wie es bei der Sekundarschule der Fall war — sei dann nicht erforderlich.
Einer, der sich in die Diskussion einschaltet, ist der Kreistagsabgeordnete Erhard Demmer (Grüne). „Die Sekundarschule ist von CDU und FDP zur Rettung des dreigliedrigen Schulsystems in Neuss durchgesetzt worden. Das ist — absehbar— gescheitert“, teilt er mit. „Die Freidemokraten und die konservativ-männlichen Teile der Christdemokraten brauchten aber eine ,Auffangschule’ für abgeschulte Gymnasiasten“, schreibt Demmer. Sie hätten „ihren Resonanzboden unter etlichen Neusser Stadtpolitikern gefunden, die nur gymnasial denken“.
Hinter den Kulissen hätten die Neusser Grünen einen Vorschlag gemacht, der das Problem abmildern sollte: Beide Sekundarschulen zur Gesamtschule umwandeln und die Sekundarschule der Gesamtschule an der Erft angliedern. Dies sei nicht mehrheitsfähig gewesen. „Politisch verantwortungslos“ sei der Fall laut Demmer der Bezirksregierung überlassen worden. Die Politik muss nun einen Weg finden, die Schullandschaft für die Zukunft zu ordnen.