Neuss Gastronomen fürchten Absagewelle

Neuss · Wegen der steigenden Infektionszahlen erreichen Neusser Gastronomen derzeit eine Vielzahl an Absagen von Schützenzügen. Der Verein „neussvereint“ fordert zudem längere Terrassen-Öffnungszeiten.

 Geschäftsführerin Sarah Krätz vom „Zoco Bella“ hat sich bereits intensiv mit dem Thema Schützenfest auseinander gesetzt.

Geschäftsführerin Sarah Krätz vom „Zoco Bella“ hat sich bereits intensiv mit dem Thema Schützenfest auseinander gesetzt.

Foto: Georg Salzburg (salz)

. Das Neusser Bürger-Schützenfest und viele weitere Veranstaltungen, die damit zu tun haben, spielen Jahr für Jahr auch der Gastronomie in die Karten. Doch wegen des corona-bedingten Ausfalls sehen sich die Gastronomen – kurz nach dem für viele existenzgefährdenden Lockdown – nun direkt mit der nächsten Herausforderung konfrontiert. „Wir haben zwar ein paar Reservierungen von Zügen, wegen der steigenden Zahlen gibt es derzeit aber auch einige Absagen“, sagt Kerstin Rapp-Schwan, die unter anderem das Restaurant „Schwan“ auf dem Neusser Marktplatz leitet. Zwischenzeitlich habe man in Erwägung gezogen, zum Schützenfest ein Zelt auf dem Freithof aufzustellen, die Planungen liegen jedoch mittlerweile auf Eis. Mit dem Ansturm zur „normalen“ Schützenfestzeit sei die aktuelle Lage in keinster Weise zu vergleichen. In der Branche gehe ohnehin derzeit die Angst um, „dass uns spätestens der Herbst das Genick bricht“, sagt Kerstin Rapp-Schwan.

Auch im „Zoco Bella“ gibt es derzeit viele Fragezeichen. „Es ist sehr schwierig, etwas zu planen, weil alles in der Schwebe ist. Wir haben zwar ein paar Ideen für das Schützenfest im Kopf, aber wir müssen schauen, ob sie am Ende wirklich realisierbar sind“, sagt Jeannette Zedler. Das bestätigt auch Karl Kehrmann von der Brauerei „Im Dom“. Vor allem Züge mit älteren Mitgliedern seien derzeit äußerst vorsichtig und würden Reservierungen lieber stornieren.

Mit äußerster Vorsicht ist auch Werner Galka, Geschäftsführer des Unternehmens Wunderbar Event Gastro, mit der Thematik umgegangen, teilte bereits Anfang August mit, dass Wunderbar und Marienbildchen sowohl an den Ehrenabenden als auch zum Schützenfest geschlossen sein werden – aus Sorge, die Corona-Schutzbestimmungen dort nicht einhalten zu können. Das Team steht dafür am „Strandgut“ sowie in der Wetthalle zur Verfügung. Seine Entscheidung bereut Galka nach dem „Oberstehrenabend“ am Samstag nicht. „Ich bin zufrieden, auch weil die Schützen sich an die Hygieneregeln gehalten haben.“

Um zumindest noch ein wenig mehr von den Sommermonaten profitieren zu können, hat sich der Verein „neussvereint“ jetzt mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt. Darin fordern die Gastronome längere Terrassen-Öffnungszeiten – und zwar bis 1 Uhr nachts. „Leider haben wir enorme Probleme, unsere Gäste mit einer Terrassenschließung um 23 Uhr zu gemütlichen Abenden in unsere Außengastronomie zu locken. Viele Bürger bleiben in diesem Jahr zu Hause in Neuss und fahren nicht in den Sommerurlaub. Der Bedarf nach längeren Öffnungszeiten ist groß“, heißt es in dem Schreiben.

Gleichzeitig bitten die Verantwortlichen um politische und moralische Unterstützung, bei den Innenstadt-Anliegern, um Verständnis für die Neusser Gastronomie zu werben. „Wenn Anwohner mit Beschwerden über Ruhestörungen unsere letzte Möglichkeit, Umsätze in diesem Sommer zu erzielen, zunichte machen, wird die Innenstadtgastronomie diese Krise nicht überleben“, heißt es in dem Schreiben der ­Gastronomen.

Wie der Neusser Stadtsprecher Peter Fischer auf Nachfrage mitteilt, zeigt sich die Stadt grundsätzlich gesprächsbereit. Allerdings ist in dem Bereich bereits etwas passiert: So war erst im Mai vom Stadtrat beschlossen worden, dass die Außengastronomie in Neuss bis 23 Uhr statt bis 22 Uhr geöffnet sein darf. Darüber hinaus wird wegen der Einbußen durch die Corona-Pandemie für dieses Jahr komplett auf die Terrassengebühr verzichtet.