Opfer aus Neuss berichtet Seniorin gleich zweimal bestohlen

Neuss. · Neusserin wird zuerst der Rollator geklaut, wenig später die Geldbörse. Polizei meldet Fall-Anstieg im Vergleich zu 2019.

Lore Bödefeld (79) musste zweimal Anzeige erstatten.

Foto: Simon Janßen

Die Täter schlagen nicht selten in Gruppen zu, agieren mit perfiden Maschen – und sind nur schwer zu fassen. Die Polizei hat jüngst über mehrere Taschendiebstähle in Neusser Buslinien berichtet. Sechs Frauen gaben an, bestohlen worden zu sein – fünf davon sind älter als 60 Jahre alt. Eines der Opfer, Lore Bödefeld, berichtet nun sogar, dass sie binnen kurzer Zeit gleich zweimal Opfer eines Diebstahls geworden ist.

Vor knapp drei Wochen hatte sie einen Arzt-Termin am Theodor-Heuss-Platz. Aus Platzgründen musste sie ihren Rollator unten im Treppenhaus abstellen, mit dem Aufzug fuhr sie dann in die Praxis. Als sie nach anderthalb Stunden zurückkam, war die Gehhilfe verschwunden. „Von der Versicherung bekommt man nur einen Rollator gestellt, also musste ich mir selbst einen neuen kaufen“, sagt die 79-Jährige. Den Wert der gestohlenen Gehhilfe beziffert sie auf rund 400 Euro. Doch jetzt musste Lore Bödefeld erneut Anzeige bei der Polizei erstatten. Der Grund: Kurz nachdem sie zu Hause ankam, bemerkte sie den Verlust ihrer Geldbörse mit sämtlichen Papieren und 50 Euro.

Die 79-Jährige erinnert sich, dass sie am Neusser Hauptbahnhof mit ihrem neuen Rollator in einen Bus einsteigen wollte, als eine junge Frau plötzlich ihre Hilfe anbot. „Dabei muss es passiert sein“, sagt die Seniorin, die angibt, dass die mutmaßliche Täterin an der selben Haltestelle wie sie ausgestiegen ist.

Oft sind die Täter
weiblich und jung

Einen Erfolg konnte die Bundespolizei am Mittwoch in einem ähnlichen Fall verbuchen. Zwei Zivilbeamte beobachteten, wie zwei junge Frauen die Handtasche einer 83-Jährigen stehlen wollten, die gerade mit ihrem Rollator eine Straßenbahn vor dem Neusser Hauptbahnhof betreten wollte. Das Opfer bemerkte jedoch den Diebstahlversuch – und wenig später konnte ein Duo aus Köln im Alter von 17 und 19 Jahren vorläufig festgenommen werden.

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019, wo insgesamt 158 Fälle von Taschendiebstahl in Neuss aufgenommen wurden, vermeldet Polizeisprecherin Diane Drawe einen Anstieg: So gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres 187 Fälle. Das Problem: Nur in wenigen Fällen bemerken die Opfer den Diebstahl sofort. Oft liegt die Tat schon Stunden, wenn nicht Tage zurück, was die Aufklärung erschwert. Allerdings: „Im Rahmen der Ermittlungen werten wir beispielsweise Material aus Kameraüberwachungen von Geschäften aus, um Täter zu ermitteln“, sagt Polizeisprecherin Drawe.

Karin Kilb wird als Seniorenbeauftragte der Stadt Neuss immer wieder von älteren Menschen angesprochen, die Opfer eines Diebstahls geworden sind. „Ich helfe ihnen dann zum Beispiel dabei, die gestohlenen Papiere neu zu beantragen. Das ist für die meisten schlimmer als der Verlust des Geldes“, sagt sie. Dass oft Senioren als Opfer ausgewählt werden, überrascht Karin Kilb nicht: „Die meisten können sich halt nicht wehren.“