Vorbereitung auf „zweite Welle“ Kreis fährt neue Strategie
Rhein-Kreis. · Um sich vor einer „zweiten Welle“ zu schützen, wollen Kreisgesundheitsamt und Rotes Kreuz verstärkt auf mobile Test-Teams setzen. In Neuss sind die Verantwortlichen zudem auf der Suche nach einer neuen Test-Center-Immobilie.
Etwa 9000 Coronavirus-Tests hat der Rhein-Kreis Neuss bislang in seinen beiden Zentren vorgenommen – 6000 in Neuss, 3000 in Grevenbroich. Wegen der sinkenden Infektionszahlen hat die Frequenz dort etwas nachgelassen. Am Neusser Nordbad etwa werden gegenwärtig zwischen 40 und 50 Personen pro Tag getestet.
Doch die aktuellen Zahlen sind für die Verantwortlichen kein Grund, sich zurückzulehnen. Oberstes Ziel ist es derzeit, eine zweite Infektionswelle oder einen Lockdown wie in Gütersloh zu verhindern. Um nicht erst zu reagieren, wenn es schon zu spät ist, passt der Rhein-Kreis nun präventiv seine Coronavirus-Strategie an – und wird im Schulterschluss mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) künftig verstärkt auf mobile Test-Teams setzen. Das teilte Kreisdezernent Harald Vieten am Donnerstag auf Nachfrage mit. Aktuell befinde man sich in entsprechenden
Vertragsgesprächen.
Die Teams, von denen kreisweit aktuell lediglich zwei zur Verfügung stehen, sollen vor allem zusätzliche Agilität im Kampf gegen das Virus verleihen. Allein der Rhein-Kreis will die Zahl der Truppen auf drei erhöhen. Hinzukommen weitere Teams vom DRK. Zum Einsatz kommen sie vor allem in Seniorenheimen, aber auch in Schulen und anderen Einrichtungen. „Wir testen zum Beispiel auch mobil, wenn es in einem ganzen Wohnblock Menschen mit Symptomen gibt“, sagt Vieten.
Seit Anfang dieses Monats liegt das Coronavirus-Test-Center in Neuss zudem wieder in organisatorischer Hand des Rhein-Kreises. Zuvor wurde es monatelang vom Neusser Mediziner Guido Pukies geleitet. Ein echter Knochenjob, den der Neusser neben seinem „normalen“ Praxisbetrieb erledigt hat – auch mit Unterstützung zahlreicher Ehrenamtler, Stadt, Kreis und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Mit sorgenvoller Miene betrachtet Pukies allerdings die aktuelle Ferienzeit. Eine zweite Welle sei nicht unwahrscheinlich. „Ich rechne damit, dass die Zahlen nochmal deutlich nach oben gehen“, so der ehemalige Leiter des Coronavirus-Test-Centers in Neuss. Laut Vieten würde sich die Test-Frequenz auch noch einmal erhöhen, wenn im Herbst beziehungsweise Winter die „Influenza-Zeit“ beginnt. Dort seien die Symptome nämlich die gleichen wie beim neuartigen Coronavirus.
Doch die Verantwortlichen müssen sich derzeit besonders auch mit einer wichtigen Standort-Frage beschäftigen. Die ehemalige Flüchtlingsunterkunft am Neusser Nordbad kann nämlich nur noch maximal bis September genutzt werden. Dann baut die Stadt die Anlage nämlich zur Kindertagesstätte um. Aktuell läuft die Suche nach einem Nachfolge-Standort auf Neusser Stadtgebiet für das Test-Center.
Nach Informationen von Kreisdezernent Harald Vieten kommen dafür bereits mehrere potenzielle Flächen in Betracht, noch sei es allerdings zu früh, etwas zu vermelden.
Einen Appell richtet der Kreisdezernent an die Bevölkerung: Die Pandemie sei keineswegs vorbei und äußerste Vorsicht weiterhin geboten. „Risikovorsorge ist keine Hysterie“, konstatiert Vieten.