Das Aus für das Berufsbildungswerk

Das Bildungszentrum ist insolvent. Eine Übernahme der Einrichtung scheiterte am fehlenden Kapital.

Foto: Marc Ingel

Neuss. Eigentlich klang die Lösung der Verwaltung für das Berufsbildungswerk (BBW) am Hammfelddamm — die Stadt ist alleiniger Gesellschafter — ebenso einfach wie unkompliziert:

Aufgrund der Probleme, das Bildungszentrum wirtschaftlich tragbar zu führen, sollte die Kreishandwerkerschaft die Einrichtung für den symbolischen Preis von einem Euro im Januar dieses Jahres übernehmen.

Das BBW bietet sozialpädagogisch orientierte Berufsintegration für junge Neusser an, die Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben. „Wir hätten das BBW gut bei uns eingliedern können, dafür hätte man aber das Kapital haben müssen“, sagt Paul Neukirchen, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein.

Eigentlich war Kapital vorhanden. Bei einem Stammkapital von 307 000 Euro hatte das BBW Ende 2009 noch 311 000 Euro Gewinnrücklagen. Aufgrund von Fehlbeträgen hatten sich diese Rücklagen bis Ende 2012 auf 110 000 Euro verringert, für 2013 war ein weiterer Verlust von 45 000 Euro einkalkuliert worden.

Laut der Beratungsunterlage für den städtischen Hauptausschuss gingen die Verantwortlichen im Rathaus noch im November von einem Gesamtkapital von mehr als 370 000 Euro aus. Die Übernahme durch die Kreishandwerkerschaft wurde beschlossen, Anfang Januar hätte sich die Stadt als Gesellschafter zurückgezogen.

Doch ein Blick in die Bücher ließ die Kreishandwerkerschaft zurückrudern. Denn das Kapital der Einrichtung war beträchtlich geschmolzen. 160 000 Euro sollen es laut Lothar Häck, städtischer BBW-Geschäftsführer, Ende 2013 noch gewesen sein. Ein Verlust von rund 300 000 Euro in einem Jahr.

Wie konnte es dazu kommen? Häck sieht sowohl bundespolitische als auch hausinterne Gründe: „Es gibt einfach keine neuen Aufträge der Arbeitsagentur.“ Das BBW hatte an Benachteiligtenprogrammen der Agentur teilgenommen, welche die Teilnehmerplätze finanzierten. Die Arbeitsagenturen selbst bekommen immer weniger Geld für Arbeitsförderung- und Vermittlung.

Ohne Aufträge seien auch die Beteiligtenzahlen gesunken, die Mitarbeiterzahl aber konstant geblieben. An dieser Stelle zeigte sich ein Konstruktionsfehler des BBW: „Wir haben sehr hohe Gehälter bezahlt. Andere Mitstreiter haben es da einfacher, weil sie nicht nach Tarif zahlen“, sagt Häck. Der Betriebsrat habe sogar die Einstellung eines neuen Mitarbeiters zu günstigeren Konditionen für die BBW verhindert.

Aufgrund der finanziellen Ausweglosigkeit habe sich das BBW für das Aus entschieden: „Es ist uns zu riskant. Wir wollten nicht den Vorwurf einer Insolvenzverschleppung hören“, sagt Häck. zwölf Mitarbeiter sind vom Ende betroffen, manche haben bis zum Sommer befristete Verträge, manche schon eine neue Arbeit. Spätestens im Sommer soll das BBW dann Geschichte sein. Ein Umstand, der Häck auch traurig stimmt: „Das Berufsbildungswerk hat immer sehr gute Arbeit geleistet.“