Das Zuhause im Vereinsheim

Melanie Dusoulier betreibt das Lokal im Vereinheim des SV Rosellen — und lebt dort mit Freund und Söhnen.

Foto: A. Woitschützke

Rosellen. Wenn Melanie Dusoulier morgens die Tür zu ihrer Wohnung zuzieht und abschließt, muss sie ihren Schlüsselbund gar nicht in die Tasche stecken. Weniger als 20 Schritte über den hellen, gefliesten Boden — und sie steht vor der Tür zu ihrer neuen Arbeitsstätte: dem Lokal im Vereinsheim des Sportvereins Rosellen. Rund ein halbes Jahr war das Lokal geschlossen gewesen. Diesen Sommer eröffnete die 29-jährige gelernte Köchin schließlich die Schankstätte, die der Stadt Neuss gehört, mit einer großen Party für die Vereinsmitglieder neu.

Einige Wochen vorher war sie mit ihrem Freund Marcus Kieler, der sich als Jugendtrainer für den Verein engagiert, und ihren beiden Söhnen in die Wohnung direkt neben dem Vereinslokal gezogen. „Im Vereinshaus zu wohnen, ist zum einen praktisch, weil ich zur Arbeit gehen kann, quasi ohne einen Weg zurücklegen zu müssen“, sagt Dusoulier, „wir passen aber gleichzeitig auch auf, dass niemand nachts unerlaubt auf das Gelände geht oder randaliert.“

Kurz nach ihrem Einzug seien einige Jugendliche nachts mit einer Menge Alkohol über den Zaun auf den Sportplatz vor dem Vereinsheim geklettert. Seit das Paar sie des Platzes verwiesen hat, habe es aber keine Vorfälle mehr gegeben. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir hier wohnen, das hält Leute von Randale ab“, sagt Marcus Kieler, der rauchend auf dem stählernen Balkon des zweistöckigen Vereinsheims steht und über das Gelände mit dem knallgrünen Rasenplatz und den vielen Bäumen darum herum blickt.

Das Ehepaar, das das Vereinsheim zuvor gepachtet hatte, wohnte dort sieben Jahre lang und ging dann in Rente, wie die Stadt mitteilt. Seit Dusoulier das Vereinslokal betreibt, stehen Bockwurst mit Brötchen, Frikadellen, Limo und eine Handvoll verschiedener Biersorten auf der Karte. Die Tische hat sie mit dunkelblauen Tischdecken und großen weißen Teelichtern dekoriert. Gegenüber der Bar steht der Kicker unter einem großen Fernseher. In der Ecke neben der Glasfront zum Fußballplatz tönen Partyhits aus einem schwarzen Radio.

Unter der Woche ist hier wenig los, am Wochenende feiern die Teams und ihre Angehörigen aber rauschende Feste. Bei den Spielern des Vereins ist die Neueröffnung des Lokals auf große Freude gestoßen. Auch andere Vereine haben das Lokal bereits für ihre Weihnachtsfeiern gebucht. Am Wochenende schließen Dusoulier und ihr Freund das Lokal manchmal erst um vier Uhr nachts ab.

Fehlt da nicht etwas Privatsphäre, wenn die Vereinskollegen jedes Wochenende direkt vor der eigenen Wohnung feiern? „Nein“, widerspricht Kieler, „wir feiern oft mit und haben gemeinsam mit den Kollegen Spaß — für uns ist das nicht nur Arbeit.“ Das Leben der Familie ist auch sonst eng verknüpft mit dem Vereinsleben. Nachdem die heute sechs und zehn Jahre alten Söhne angefangen hatten, im SV Rosellen zu spielen, zog auch Papa Marcus vor drei Jahren nach und stieg als Trainer ein. Als Helfer im Stahlbau ist er der einzige der Familie, der tagsüber weiter weg ist — selbst die Söhne müssen nur 300 Meter über den großen Parkplatz laufen, um zu ihrer Schule zu kommen.