Der Pavillon als Lichtwunder
Skizzen des Stararchitekten Álvaro Siza auf der Raketenstation präsentiert.
Neuss. Als die Vernissage für die Siza-Schau im Architekturpavillon auf der Raketenstation schon vorbei war, kam er doch, Álvaro Siza, dieser Stararchitekt ohne Starallüren. Niemand sieht seinem bescheidenen Lächeln an, dass er vom Pritzker-Preis über den Praemium Imperiale bis zum Goldenen Löwen von Venedig die wichtigsten Architekturpreise eingeheimst hat.
Preiswert ist er auch noch. Für 1,3 Millionen Euro errichtete er den Hombroich-Pavillon, ein Wunder der Baukunst, zu Kosten, für die die Landeshauptstadt einen bloßen Infopavillon bauen lässt. „Wir sind glücklich“, erklärte kurz und bündig der Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, Willy Petzold.
Seit 1995 wurde der Siza-Pavillon geplant. Erst sollte er ein Institut für Biophysik beherbergen, das dann der Inselbaumeister Erwin Heerich erstellte. Sizas Entwurf war zu kostbar für die Schublade. Museumsgründer Karl-Heinrich Müller offerierte dem Mann aus Porto einen anderen Standort und eine andere Nutzung. Schließlich entstand einer von zwei Bauten, die Siza in Deutschland verwirklicht hat. Der dritte Bau, der Pavillon für die Weltausstellung in Hannover, wurde nach Gebrauch abgenommen und zur Freude der Portugiesen in Coimbra aufgestellt.
Rudolf Finsterwalder, Architekt
Seit 1995 betreut Rudolf Finsterwalder das Projekt, anfangs als Mitarbeiter von Siza, später als freier Architekt mit eigenem Büro. Er kennt alle Entwürfe, Korrekturen und Umplanungen. Er kümmerte sich sogar um die Auswahl der Abbruchklinker und wählte die alten Steine nach ihrer Farbigkeit aus. Die Außenhaut sollte lebendig sein.
Angesprochen auf die Unterschiede zu Heerichs Museumsbauten, erklärt Finsterwalder: „Der Siza-Pavillon ist wirklich nur ein Block, er sieht nicht konstruiert aus. Bei Heerich wird das Konstruktive vor allem in den Mauerwerkstürzen betont.“
In seiner Festansprache kam der deutsche Architekt auf den Stil des Portugiesen zu sprechen, das Gebäude in die Landschaft einzufügen. „Siza ist während der Entwicklungsphase zweimal für jeweils zwei bis drei Tage vor Ort gewesen. Man sieht zunächst nur die Gebäudekante. Fährt man auf den Parkplatz, erkennt man gar nichts mehr. Geht man zwischen den Wällen hindurch, sieht man eine Ecke des Gebäudes. Schließlich steht man vor einer großen Backsteinwand. Erst im Innern erschließt sich der Bau.“ Der Pavillon, so Finsterwalder, sei „ein introvertierter Bau.“
Sein Wunder ist das Licht. Es ändert sich mit der Tages- und Jahreszeit. Im Gegensatz zu sonstigen Museumsbauten ist es mild und weich. Im Vortragsraum hat Siza sogar einen niedrigeren Lichtschacht bauen lassen, als wolle er die Sonne im Trichter einlassen und dann streuen.
Die Ausstellung selbst zeigt den großen Zeichner. Mit dem Stift in der Hand hat Siza zunächst den Ort und dann seine Modelle entwickelt. Finsterwalder, der die Ausstellung organisierte, sagt: „Siza denkt mit dem Stift. Normalerweise arbeiten die Architekten zweidimensional. Siza arbeitet räumlich.“
“ Raketenstation Hombroich 6, Stiftung Insel Hombroich, „Álvaro Siza: Von der Linie zum Raum“. Bis 4. März 2012, täglich 13-18 Uhr; ab 1. November Di., Sa. und So. 12 bis 17 Uhr, Eintritt 3 Euro