Deutsch lernen in 75 Stunden
Integration: Drei Spieler des DHC Rheinland machen bei der Volkshochschule einen Crashkurs.
Dormagen. Nein, so schwer sei Deutsch gar nicht, erklärt Arni Thor Sigtryggsson. Nur mit den Artikeln habe er so seine Probleme. "Aber wir haben ja eine gute Lehrerin. Das wird schon noch", lobt die Isländer Dozentin Radka Lemmen.
Zusammen mit seinem Landsmann Sigurbergur Sveinsson und dem Serben Marko Krsmancic drückt der 26-Jährige dreimal die Woche bei der Volkshochschule die Schulbank, um Deutsch zu lernen. Nach insgesamt 75 Unterrichtsstunden soll das Trio des Handball-Bundesligisten DHC Rheinland zumindest dazu in der Lage sein, sich auf dem Spielfeld und im Training mit den Mannschaftskollegen ohne Probleme unterhalten zu können.
Dafür hat Kursleiterin Radka Lemmen sogar beim Training in Dormagen vorbeigeschaut, um selbst dazuzulernen. "Ich musste mir die Handball-Fachsprache erst selbst aneignen. Denn genau das soll ja vermittelt werden." Sie geht dementsprechend unorthodox im Unterricht vor, orientiert sich an keinem Lehrbuch, sondern versucht, individuell auf ihre Schüler einzugehen.
"Der DHC hat uns gebeten, speziell für drei Spieler ein solches Angebot zusammenzustellen, das auf den Spielplan und die Trainingszeiten Rücksicht nimmt und das auf dem aufbaut, was die drei jungen Männer bereits können. Der Stoff orientiert sich zwar an den Integrationskursen, das ist in dieser Form aber auch für uns Neuland", erklärt VHS-Leiterin Claudia Stawicki.
Eine schwierige Zeit ist es besonders für Marko Krsmancic. Der Serbe kuriert eine schwere Knieverletzung aus und pendelt momentan zwischen Reha-Center und VHS. An Handball ist frühestens nächstes Jahr wieder zu denken. "Das ist alles etwas frustrierend für mich. Dennoch strenge ich mich natürlich an und will Deutsch lernen. Und zur Not kann ich auf das Englische ausweichen", sagt Krsmancic.
DHC-Sprecher Detlev Zenk freut sich, dass der Crashkurs so reibungslos funktioniert. "Ich denke schon, dass ausländische Spieler so schnell wie möglich Deutsch lernen sollten", so Zenk. Die Kooperation mit der VHS könne daher ein Modell für die Zukunft sein.
Arni Thor Sigtryggsson wundert sich fast selbst, wie schnell er Fortschritte macht. "Handball-Fachsprache ist ja einfach, da gibt es nicht so viele Wörter. Nur bei einer Spielunterbrechung, wenn plötzlich alle durcheinander reden, verstehe ich kein Wort."