Dormagen bekämpft Legionellen in den Duschen der Schulturnhallen
Bereits früher gab es Probleme mit den Bakterien in mehreren Hallen.
Dormagen. Eines ist anders als noch vor knapp drei Jahren: Während die Verwaltung damals den Legionellen-Befall in den Duschräumen ihrer Sporthallen nicht öffentlich kommunizierte, spielt sie jetzt mit offenen Karten. Fünf Schulturnhallen sind betroffen, davon die Friedrich-von-Saarwerden-Grundschule in Zons am stärksten, deren Duschen gesperrt wurden.
Der Befall mit diesen Bakterien ist in Dormagen keine Ausnahme: Im Herbst 2012 mussten die Duschräume in der Dreifachturnhalle der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, die auch jetzt wieder betroffen ist, wochenlang schließen. Insgesamt 14 Hallen in drei Jahren — ein strukturelles Problem? Diese Frage kann die Verwaltung nicht beantworten. Uwe Scheler, Leiter des städtischen Eigenbetriebs, spricht von „unterschiedlichen Gründen“, die die bisherigen Überprüfungen und Recherchen von Gutachtern und Fachfirmen ergeben haben.
Das Kernproblem beim Thema Legionellen ist die Temperatur. „Legionellen gibt es in jedem Wasser“, sagt Siegfried Hauswirth, Abteilungsleiter im Bereich Umweltmedizinischer Dienst des Rhein-Kreises Neuss. „Sie vermehren sich am besten im warmen Wasser, ab 55, 60 Grad sterben sie ab.“ Legionellen treten, sagt Hauswirth, vor allem in „technisch problematischen Anlagen auf“.
Eine solche gab es damals in der Nievenheimer Gesamtschule, die daraufhin erneuert wurde. Jetzt wurde bei einer Probe ein Wert von 1300 gemessen. Der Grenzwert liegt bei 100 Legionellen pro 100 Milliliter Wasser. Deutlich mehr war es bei der Messung in der Turnhalle der Saarwerden-Schule mit einem Höchstwert von 17 800 an einer Messstelle. Weniger war es in der Turnhalle der Schule Burg Hackenbroich mit 8400. Aber: „Da geht es schon in Richtung des Grenzwertes 10 000, ab dem Duschen gesperrt werden“, sagt der Experte des Rhein-Kreises.
Nach Angaben der Stadt liegt das Problem in Hackenbroich an den nicht ausreichenden Vorlauftemperaturen auf dem Fernwärmenetz der evd. „Die evd hat unverzüglich Anpassungen vorgenommen“, sagt Uwe Scheler. „Ein stark erhöhtes Gesundheitsrisiko bestand aber zu keinem Zeitpunkt.“ Dagegen steht in der Gesamtschulhalle die Ursache noch nicht fest, „sie wird derzeit noch ermittelt“.
Die unregelmäßige Auslastung des Warmwassernetzes im Tagesbetrieb (die Grundschulkinder duschen in der Regel nicht nach dem Schulsport) und stark schwankende Nutzung im Abendbetrieb durch Sportvereine und andere Nutzer „können Ursache für eine unzureichende Durchspülung des Warmwassernetzes sein“, sagt der Leiter des Eigenbetriebs. An der Christoph-Rensing-Schule in Horrem wurde ein leicht erhöhter Wert ermittelt (300), an der Friedensschule in Gohr allerdings ein Wert von 4100. „Durch thermische Desinfektion und eine erhöhte Spülung der betroffenen Leitungs- oder Anlagenteile sind diese Mängel kurzfristig zu beheben“, so Scheler.
In allen betroffenen Turnhallen wurden nach Angaben der Stadt mögliche Risikogruppen durch entsprechende Aushänge informiert. In Absprache mit dem Kreisgesundheitsamt wird es weitere Kontrollmessungen und Untersuchungen geben.