Große Sorge um Kaarstsschwächste Schüler
Weil die Hauptschule ausläuft, weiß die Realschule an der Halestraße nicht, was sie mit Schülern machen soll, die überfordert sind.
Kaarst. Karl-Heinz Konzelmann (Grüne) sprach das aus, was wohl die meisten Mitglieder des Schulausschusses bewegte: „Mir war nicht so klar, dass da solche Probleme entstehen.“ Es ging um die Beschulung von Kindern, die die Realschule nicht packen — in Zeiten, in denen die Hauptschule keine Eingangsklassen mehr bildet und die Gesamtschule auf Heterogenität achten und nur einen bestimmten Anteil von Viertklässlern mit unterdurchschnittlichen Leistungen aufnehmen muss.
Torsten Sotowic, stellvertretender Leiter der Kaarster Realschule
Die Entscheidung, die jetzt im Schulausschuss einstimmig gefasst wurde: Bei der Bezirksregierung wird der Antrag gestellt, dass an der Realschule Halestraße zum Schuljahr 2016/2017 auch ein Hauptschulabschluss erlangt werden kann.
Schuldezernent Sebastian Semmler ist erleichtert darüber, dass dieser Beschluss gefasst wurde: „Die Hauptschule in Büttgen bildet keine Eingangsklassen mehr und die Hauptschule in Korschenbroich hat nicht mehr die ganz große Lebenserwartung“, sagte er und fügte hinzu: „Das Klientel an der Realschule Halestraße wird sich ein bisschen verändern.“
Der stellvertretende Leiter der Kaarster Realschule, Torsten Sotowic, hat Angst vor dieser Veränderung: „Eltern, die ihr Kind bewusst auf unserer Schule angemeldet haben, werden sich massiv beschweren.“ Sotowic befürchtet, dass die derzeit guten Anmeldezahlen sinken werden und attackierte die Landesregierung: „Das Land macht es sich sehr leicht und uns hintenherum zur Sekundarschule.“ Dabei sei die Kaarster Realschule „ein funktionierendes System“. Dass künftig Kinder eingeschult werden, die sonst auf eine Hauptschule gewechselt wären, sei „auf Dauer schwierig für den Ruf unserer Schule“.
Gleichwohl räumte der stellvertretende Realschulleiter ein, dass es derzeit keine Alternative gebe. Marianne Gartz, kommissarische Leiterin der auslaufenden Hauptschule in Büttgen, äußerte sich sehr emotional und bedauerte, dass die Hauptschule, die gute Arbeit geleistet habe, bald nicht mehr bestehen wird. „In mir bäumt sich angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung alles auf, ich betrachte mich als Fürsprecherin der Kinder.“ Ihre Prognose: „Die Flüchtlingskinder werden Probleme in die Schulen tragen. Wir müssen ihnen aber eine Perspektive bieten, ihre Zukunft darf nicht zu einem Desaster werden.“
Dass es eine bessere Ausstattung mit Lehrpersonal geben wird, wenn ab dem kommenden Schuljahr auch Kinder mit der Perspektive „Hauptschulabschluss“ an der Realschule Halestraße aufgenommen werden, zeichnet sich derzeit nicht ab.
Hermann Köster, der 18 Jahre lang die Hauptschule in Büttgen geleitet hat, fühlt sich bestätigt: „Ich habe schon vor vier, fünf Jahren sehr deutlich auf die sich abzeichnende Entwicklung hingewiesen“, sagte er. Eine „Rolle rückwärts“ sei nicht mehr möglich. Vielmehr komme es darauf an, für die lernschwächeren Schüler Begleitmaßnahmen anzubieten.
Gesamtschulleiter Daniel Wienold geriet in die Defensive. Die Frage: Nimmt er zu wenig schwache Schüler auf? „Es stimmt nicht, dass wir uns nicht um die Schwächsten kümmern“, sagt er. Derzeit werden in Einklang mit dem Schulrecht 50 Prozent der Plätze in den Eingangsklassen mit Kindern besetzt, deren Noten im Halbjahreszeugnis des vierten Schuljahrs unter dem Durchschnitt liegen.