Dormagen: Kinder-Casting für Musical

100 Kinder sucht die Musikschule Dormagen für ein Musical. Unsere Redaktion besuchte das Casting, das ohne Dieter Bohlen auskam.

Dormagen. Nervös trippeln viele Kinder von einem Fuß auf den anderen. In einer Schlange stehen sie vor der Bühne der Kulle und warten auf ihren großen, aber kurzen Auftritt. Auch in Dormagen gibt es also nun eine Casting-Show. Die Musikschule sucht für ihre Musicalproduktion "Leben im All" junge Sängerinnen und Sänger. Dabei ist die Chance, angenommen zu werden, sehr viel größer als bei den Wettbewerben mit Dieter Bohlen und Co.

Über 100 Schulkinder sollen bei der Aufführung des Musicals im März in Dormagen auf der Bühne stehen. Etwa 70 Bewerber sind gekommen. Trotzdem leiden besonders die kleinen Kinder unter Lampenfieber. Mancher Text wird vergessen, mancher Einsatz verpasst.

Anders als beim großen Vorbild von RTL ist die Jury milde gestimmt. Bärbel Hölzing, Charlotte Rettig und Bernd Balkenborg, alle Lehrer der Musikschule, machen sich zwar auch Notizen, begleiten die Vorträge aber mit einem wohlwollenden Lächeln.

"Wenn Du im Keller singst, kommen die Kartoffeln freiwillig in die Küche, um geschält zu werden." Auf solch markige Sprüche von Dieter Bohlen muss das Publikum verzichten. Das tut der Stimmung in der gut gefüllten Kulle keinen Abbruch. Im Gegenteil: Viele Eltern sind von der herzlichen Atmosphäre bei der Veranstaltung begeistert.

Mit zarter Stimme trägt die siebenjährige Elisabeth Chartschenko ihr Lied vor. "Morgen kommt der Weihnachtsmann" erklingt mit nur spärlicher Klavierbegleitung. Nicht nur Mutter Natalie ist von dem Gesang ihrer Tochter gerührt. Das ganze Auditorium reagiert mit stürmischem Applaus.

Doch es gibt auch Skurriles: Ein Junge im hellblauen Pullunder und mit gestärktem Hemd wirkt nicht ganz glaubwürdig als cooler Rock’n Roller. Auch andere Stilblüten sind zu erleben.

Die siebenjährige Melinda versucht sich an einem Hit der Gruppe "Ich und Ich". Schon die ersten Zeilen lässt manchen im Publikum schmunzeln. "Bin seit Wochen unterwegs, trinke zu viel Bier und Wein." Bei den Worten "Ich bin ungerecht zu Frauen" muss sogar die kleine Sängerin kurz lachen.

Im fast richtigen Musicalalter ist Alicia Wegner. Mit ihren zwölf Jahren ist sie eine der ältesten Bewerberinnen. Sie sing das Lied "Wenn das Liebe ist" von der Gruppe Glashaus. Beeindruckt nimmt das Publikum die romantische Ballade auf. Nach dem Auftritt ist das Mädchen sichtlich erleichtert. "Hoffentlich werde ich genommen", sagt sie außer Puste.

Die Leiterin der Musikschule Bärbel Hölzing freut sich am Ende der zweistündigen Veranstaltung über die große Resonanz. Vielleicht, so ihre Hoffnung, haben sich heute einige Kinder überlegt, Gesangsunterricht an der Musikschule zu nehmen.