Dormagen: Millionen für den Chempark
Der Konzern will 120 Millionen Euro in eine neue Anlage für den Weichschaum TDI stecken.
Dormagen. Der Chemiekonzern Bayer will seine Produktionsstätten am Standort Dormagen ausbauen. Rund 120 Millionen Euro sollen dafür investiert werden. Das sichert 120 Arbeitsplätze direkt an der Anlage und über 100 weitere im Umfeld.
"Wir wollen in Dormagen eine neue Produktionsanlage für den Weichschaum TDI errichten und damit die europaweite Produktion dieses Stoffes an einem Standort konzentrieren", sagte Dieter Kuhne gegenüber der WZ. Kuhne ist verantwortlich für die TDI-Anlagen bei Bayer. TDI wird für die Herstellung von Polstermöbeln, Matratzen und Autositzen benutzt. Auch als Dämmstoff für Häuser und zur Herstellung von Windanlagen-Flügeln wird er eingesetzt.
Obwohl das rund zweijährige Genehmigungsverfahren für den Bau der Anlage erst im Frühjahr 2009 beginnt, stellte Bayer das Projekt gestern bereits der Öffentlichkeit vor. "Uns ist es wichtig, eine hohe Akzeptanz in der Politik und in der Bevölkerung zu haben. Jeder soll wissen, dass von dieser Anlage keine Gefahr ausgeht. Sicherheit geht für uns vor", sagte Kuhne.
Mit dem Bau der TDI-Anlage will Bayer den Standort Dormagen zum "weltweiten Kompetenzzentrum für Weichschaum" ausbauen. In Dormagen produziert der Chemieriese seit 1964 TDI. Seit 2004 steht in dem Chempark genannten 4,2 Quadratkilometer großen Areal am Rhein eine Pilotanlage. Nach deren Vorbild ist gerade eine TDI-Anlage in Schanghai errichtet worden.
"Der Bau dieser Anlage in Dormagen ist Teil einer langfristigen Strategie, die den Wirtschaftsraum Europa, den Nahen und Mittleren Osten sowie Afrika betrifft", sagt Kuhne. Dormagen habe sich intern gegen andere Standorte durchgesetzt. Zuletzt seien Taragona in Spanien, Antwerpen in Belgien und die Stadt Brunsbüttel in Schleswig-Holstein im Rennen gewesen. "Für Dormagen haben die Infrastruktur und die große Erfahrung in der Produktion von TDI gesprochen", erklärte Kuhne.
In Dormagen wird, sollte die Anlage wie geplant gebaut werden, ein neues Verfahren für die Weichschaum-Herstellung eingesetzt werden, das die Ingenieure von Bayer entwickelt haben. "Neu ist, dass wir die für TDI benötigten Vorprodukte nicht im flüssigen, sondern im gasförmigen Zustand einsetzen können", sagt der Bayer-Ingenieur. Mit diesem Verfahren ließen sich 60 Prozent Energie einsparen. "Und die Menge des für die Reaktion der Stoffe benötigten Lösemittels kann sogar um 80 Prozent reduziert werden." Das führe zu einer Absenkung des Kohlendioxidausstoßes (CO2) von rund 60000 Tonnen im Jahr.
Die Nachfrage nach TDI steigt: Lag der Weltverbrauch im Jahr 1970 noch bei eine Million Tonnen, so sind es heute 12,3.
Mit dem Bau der Anlage soll die TDI-Produktion in Brunsbüttel (60 000 Tonnen im Jahr) eingestellt werden. Dadurch entfällt der Vorprodukt-Transport von 2000 Kesselwaggons im Jahr nach Norddeutschland. In Dormagen wird dann die bestehende Anlage abgebaut. Die neue Anlage soll dann 300 000 Tonnen TDI im Jahr produzieren.