Kaarst: Jeder hat einen echten Effert

Paul Effert gestaltet Motive für Briefmarken. Stolz ist er auf den Entwurf zur Deutschen Einheit.

Kaarst. Feinheiten gehen beim Abdruck seiner Kunstwerke schon einmal verloren. Trotzdem verzichtet Paul Effert nicht auf die Detailarbeit, denn die Sammler schauen sich seine Werke auch gerne unter der Lupe an. Der 77-Jährige gestaltet Motive für Briefmarken.

An 110 Wettbewerben für so genannte Postwertzeichen hat Paul Effert seit 1989 teilgenommen. Die ersten Briefmarken gestaltete er bereits als Achtjähriger. "Damals habe ich mit meiner Schwester am Tisch gesessen. Ich war das Postamt", erinnert er sich. Mit Buntstiften malte er Kinder, Kirchen, Schiffe und Landschaften.

Nach dem Abitur absolvierte Effert eine Lehre als Lithograph und studierte Grafik. Später arbeitete er für Buchverlage, gestaltete Kataloge und Plakate für Museen. Erst 50 Jahre nach jenem Kinderspiel malte er wieder Briefmarken. Die vom ideellen Wert vielleicht bedeutendste Arbeit war die Briefmarke zur Deutschen Einheit. "Ich dachte mir, der Begriff muss groß herausgestellt werden. Mit einem Pinsel habe ich ihn in Schwarz, Rot, Gold unterstrichen", sagt Effert.

"Die Sondermarke erschien in der höchsten Auflage aller Zeiten: 95,625 Millionen. Leider ist die Bezahlung dabei nicht von der Stückzahl abhängig.

Es sind Honorararbeiten, die früher vom Bundespostministerium aufgegeben wurden, heute vom Finanzminister. Und Peer Steinbrück (SPD) gefiel Efferts Entwurf für die Sondermarke zur deutschen Ratspräsidentschaft 2007 nicht, obwohl seine Marke vom Kunstbeirat bereits einstimmig ausgewählt wurde.

Weiße, schattierte Sterne sollten für die EU-Länder stehen, nur einer war in den Deutschlandfarben hervorgehoben. Der Minister wollte es bunter, also überarbeitete Paul Effert seinen Vorschlag. "Der entsprach überhaupt nicht meinen eigentlichen Vorstellungen. Der Kunstbeirat überzeugte schließlich Steinbrück von meinem ersten Entwurf."

Die Motive für Briefmarken gestaltet Paul Effert sechsmal größer als das das spätere Orginal. Vieles würde sich heute am Computer umsetzen lassen, doch der Künstler bastelt und malt lieber. "Die Sterne für die EU-Ratspräsidentschaft habe ich aus Karton ausgeschnitten, um die plastische Wirkung herauszubekommen", erklärt Effert.

Seinen letzten Entwurf hat der Kaarster für die Sondermarke "60 Jahre Bundesrepublik Deutschland" gemacht. Die erscheint nächstes Jahr - aber ohne das Motiv Efferts. Die Vorgabe war, dass der Reichstag und das Bundesratsgebäude integriert werden. Effert wollte ein feierliches Bild, ausgewählt wurde dann eine Marke, die lediglich Schwarz-Weiß-Fotos von beiden Gebäuden zeigt. "Da war ich enttäuscht."

Seiner Briefmarken sind bis zum 11. Januar in der Galerie im Rathaus Büttgen zu sehen. Außerdem gibt es seine ersten Marken, die er als Kind malte, sowie Münzen des Grafikers.