Dormagen: Schwarzarbeit in Schlachthöfen
Mönchengladbacher Firmenchef sitzt in U-Haft. Er soll die Sozialversicherung um sechs Millionen Euro betrogen haben.
Dormagen. Sozialversicherungsbetrug im ganz großen Stil wirft die Staatsanwaltschaft Düsseldorf einem Mönchengladbacher Unternehmer (46) und fünf weiteren Mittätern vor. Seit Montag sitzen die Sechs, darunter eine Frau, in U-Haft - verhaftet bei einer Großrazzia von mehr als 150 Polizeibeamten.
Der 46-jährige Firmenchef und seine zwei engsten Berater sollen über ein Geflecht von rund 100 ineinander verschachtelten Firmen mehr als 1000 Mitarbeiter über Werkverträge in der Fleischbranche vermittelt haben - viele davon "schwarz", viele über angebliche 400-Euro-Jobs. Doch Sozialabgaben und Lohnsteuer wurden kaum oder nie gezahlt. Insgesamt beziffert die Staatsanwaltschaft den Schaden auf sechs Millionen Euro.
Axel H. gilt als einer der bedeutendsten Subunternehmer in der Fleischbranche, der vor allem für den bundesweit drittgrößten Fleischvermarkter Westfleisch mit Sitz in Münster arbeitete. H.und seinen beiden engsten Mitarbeitern konnte die Staatsanwaltschaft eine Beteiligung an 30 Firmen nachweisen, von denen zahlreiche ihren offiziellen Sitz in einem Wohn- und Geschäftshaus in Dormagen haben.
"Hinter diesen 30 Firmen hängen unzählige weitere Sub-Subunternehmen, denen die übrigen drei Beschuldigten zuzuordnen sind", sagte gestern der Düsseldorfer Staatsanwalt Nils Bußee unserer Zeitung.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Axel H., unter anderem rumänische Arbeiter illegal in deutschen Schlachthöfen eingesetzt zu haben. Offiziell arbeitete H. dabei mit unabhängigen osteuropäischen Dienstleistern, bei denen die Arbeiter angestellt sind.
Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass es sich bei den Betrieben zum Teil um reine "Anwerberbüros" gehandelt hat, die von Axel H. kontrolliert und beherrscht wurden.