Einzelhandel fürchtet Möbelhaus

Möbel Höffner wird auf großen Flächen Nebensortimente verkaufen.

Neuss. Wird das künftige Möbelhaus die Innenstadt negativ beeinflussen? Die Einzelhändler befürchten das — vor allem, wenn das innenstadtrelevante Sortiment eingeschränkt wird und damit die Möglichkeiten für das Möbelhaus für den Verkauf der Nebenprodukte steigen.

Der schwerwiegendste Beschluss steht unter Punkt 10 im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung am Freitag. „Beurkundung Möbelhaus Hammfeld II“: Das ist der Kaufvertrag für Investor Kurt Krieger, den CDU und FDP aller Voraussicht nach mit ihrer Mehrheit so beschließen werden. Im achten von 45 Tagesordnungspunkten im öffentlichen Teil geht es um die neue „Neusser Liste“. Welches Sortiment ist zentrenrelevant?

Beide Punkte hätten nichts miteinander zu tun, betonen die Beteiligten. Das erscheint ein wenig bemüht. Die neue, reduzierte Liste erlaubt dem Möbelhausbetreiber, mehr Nebensortiment anzubieten. Streit hat es im Hintergrund darüber gegeben, ob die Innenstadt-Einzelhändler dieser neuen Liste und einem entsprechenden Gutachte zugestimmt haben. „Das haben wir natürlich nicht getan“, sagt Christoph Napp-Saarbourg, Chef der Innenstadt-Initiative ZIN. Er sieht in der neuen Liste, die zum Beispiel Lampen oder Teppiche aus dem früher zentrenrelevanten Sortiment herausnimmt, als Gefahr für die künftige Entwicklung der Innenstadt; „wer auch immer das dann nutzen kann.“

Jetzt jedenfalls kann es Kurt Krieger für sein Möbelhaus nutzen. 46 000 Quadratmeter groß ist die Verkaufsfläche. Davon darf Krieger, so sieht es der Bebauungsplan vor, 10 Prozent für zentrenrelevante Sortimente nutzen: Glas und Bettzeug, Wohnaccessoires und Elektrokleingeräte, Babyartikel. Auf weiteren 3100 Quadratmetern dürfen „nicht zentrenrelevante“ Produkte wie Leuchten oder Teppiche angeboten werden. Hinzu kommen Gastronomieangebote, angeblich in einer Größenordnung von 2500 Quadratmetern.

Verträglich für die Innenstadt nennt das offensichtlich das noch nicht veröffentlichte Gutachten. ZIN-Vorstand Christoph Napp-Saarbourg hat da seine Zweifel, auch, was eine weitere mögliche Entwicklung im Hammfeld angeht. „Jetzt wird uns versprochen: Da ist vieles möglich, aber kein Handel. Und was ist in fünf Jahren?“

Bedenken äußert auch der Rheinische Einzelhandelsverband, der der Neufassung der Neusser Liste nicht zustimmen mag. Und auch die IHK, die das Projekt Möbelhaus grundsätzlich befürwortet, hat in einem Brief an Bürgermeister Herbert Napp gemahnt, man möge doch die Fläche für die Nebensortimente auf 2500 Quadratmeter, wie es das Land grundsätzlich vorsieht, beschränken. Darüber kann sich die Stadt hinwegsetzen. „Echte Argumente“, die diese Überschreitung rechtfertigten, habe man noch nicht gesehen, heißt es bei der Kammer.