Eltern lassen sich von Polizisten zu Verkehrshelfern ausbilden
Um ihren Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen, treten Väter und Mütter mit Kelle und Warnweste an.
Neuss. Die gelben Westen mit der Aufschrift „Verkehrshelfer“ und die roten Kellen heben sich leuchtend vom grauen Morgenlicht an der Kreuzung Further Straße/Burgunderstraße ab. 25 Eltern üben unter Anleitung von Hauptkommissar Franz-Josef Baumeister und Oberkommissar Jürgen Kreuels ihren Einsatz als Lotsen, den sie von nun an leisten werden.
„Hier müssen die Kinder nicht nur den Zebrastreifen richtig überqueren, sondern auch den Radweg, bevor sie zum Fußgängerbereich als Sicherungszone gelangen“, erklärt Baumeister und zeigt, wie es geht: Mit ausgestrecktem Arm den Querungswunsch signalisieren und anschließend Ausschau nach Radfahrern halten.
Ein ankommender Bus an der Haltestelle Kolpingstraße versperrt komplett die Sicht. „Das ist hier total gefährlich“, schimpft Mutter Denise Schlepper. „Deshalb ist es mir besonders wichtig zu helfen“, sagt sie. Baumeister gibt den Tipp, die Kinder zu sammeln und abzuwarten, bis der Bus weggefahren ist. Mit die größte Verkehrsgefährdung stellen jedoch an- und abfahrende Eltern vor der Schule dar, beklagt Baumeister.
An der Kreuzung Adolfstraße/Burgunderstraße bilden parkende Autos und schlecht geschnittene Sträucher Sichtbarrieren. Außerdem hält sich fast niemand an Tempo 30. Dafür gibt es dort Verkehrshelfer-Schilder. Es habe fast ein Jahr nach dem Antrag gedauert, bis die Schilder endlich standen, berichtet die kommissarische Schulleiterin der Burgunderschule, Britta vom Bovert. „Die Eltern sind aber bei der Stange geblieben“, sagt sie.
Baumeister macht vor, wie sich die Eltern hier richtig verhalten: Mit einem Schritt auf die Fahrbahn treten, mit der Kelle am ausgestrecktem Arm winken, den Autofahrern immer Brust oder Rücken zeigen, im Team arbeiten und sich absprechen, wann die Kinder die Straßen gefahrlos überqueren können. Wie lang die Bremswege bei Tempo 30 (13,5 Meter) und bei Tempo 50 (28 Meter) sind, macht Kollege Kreuels durch ausgelegte Matten deutlich.
Michael Welter, der einzige männliche Verkehrshelfer, möchte sich die nächsten fünf Jahre auf diese Weise engagieren. „Ich habe bereits eine Tochter in der dritten Klasse, die andere wird nächstes Jahr eingeschult“, erzählt er. „Ich kann es beruflich einrichten, morgens zwischen 7.45 Uhr und 8.10 Uhr hier zu helfen“, sagt Welter. Seine künftige „Kollegin“ Nicole Gußdorf hatte vor einem Jahr die Initiative zur Elternlotsenausbildung ergriffen. Sie erstellte eine Kontaktliste und einen Einsatzplan, der mit dem Heimweg der Eltern zusammenpasst. „Wir haben viele Erstklässler-Mütter dabei, so dass wir auf einen langjährigen Einsatz hoffen können“, sagt sie.
Zuvor hatte Baumeister im Klassenzimmer die wichtigsten Grundlagen der Verkehrshelferarbeit zusammengefasst: Das Anhalten von Autos ist verboten, es dürfen nur Verkehrslücken genutzt werden. Absichern und unterstützen sind die wichtigsten Aufgaben. Und man soll paarweise zusammenarbeiten, damit beide Fahrtrichtungen abgesichert werden.