Theater will Kindern die Angst vor fremden Kulturen nehmen

Bei einer Projektwoche im Berufsbildungszentrum sahen Kita-Kinder und Flüchtlinge ein Stück gemeinsam und lernten sich kennen.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Immer mehr Flüchtlinge erreichen Grevenbroich — darunter auch viele Kinder im Vorschulalter. Sie sollen schnell in Kontakt mit anderen Kindern kommen und integriert werden. Einen Beitrag dazu leistete jetzt ein kindgerechtes Mitmach-Theater der Caritas im Berufsbildungszentrum, das dort Teil einer Projektwoche zum Thema „Menschen auf der Flucht“ ist. Auf die Bühne gebracht haben es die Schauspieler und Sänger Fulgencio Morente Gomez und Janina Burgmer aus Köln, die vielen bereits als „Fug und Janina“ aus der WDR-Sendung „Wissen macht Ah!“ bekannt sind.

Sie konnten gestern 60 Vorschulkindern aus Grevenbroich die Angst vor dem Fremden nehmen — darunter auch 18 Flüchtlingskindern. Und das auf interaktive Art. „Uns ist es wichtig, die Kinder direkt in das Geschehen mit einzubeziehen. Es soll kein Theater sein, das sich die Kinder einfach nur anschauen“, erzählt Fulgencio Morente Gomez.

Erstaunlich: Die Kinder sind sich — obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Kulturen stammen — ohne Vorurteile begegnet und haben ohne Schwierigkeiten miteinander spielen können. „Da machen Kinder anders als Erwachsene keine Unterschiede“, erklärt Monika Hansen, Fachlehrerin für Sozialpädagogik. Die 22 angehenden Kinderpflegerinnen, die sie in der Oberstufe des Berufsbildungszentrums unterrichtet, besuchen bei ihrer Vollzeit-Ausbildung einmal die Woche eine Grevenbroicher Kindertagesstätte und betreuen zwischenzeitlich auch Flüchtlingskinder. „Zur Projektwoche haben wir kurzerhand einige der Kinder zum Theater eingeladen“, sagt Fachlehrerin Monika Hansen, die mit Blick auf das interaktive Theater von einer „besonderen Form der Integration“ spricht.

Worum es in dem 40-minütigen Stück geht? „Es handelt von einer Frau, der ,Frau von hier’, die schon lange Zeit an einem Ort wohnt. Dann bekommt sie einen neuen Nachbarn, den ,Mann von dort’, der eine andere Sprache spricht und dem sie anfangs mit Abneigung entgegentritt“, erzählt Schauspielerin Janina Burgmer, die das Stück mit ihrem Kollegen in den vergangenen Monaten an rund 25 unterschiedlichen Orten im Erzbistum Köln aufführte. „Als ihr Hase verschwindet, verdächtigt die Frau den Mann, doch beide versöhnen sich, als sie ihn gemeinsam suchen. Auch die Kinder werden in die Suche mit einbezogen — bis der Hase gefunden wird“, ergänzt Fulgencio Gomez.

Bei den Kindern kam das Stück gut an, sie beteiligten sich aktiv und sangen unter anderem das französische Kinderlied „Bruder Jakob“ — und zwar auf spanisch mit dem „Mann von dort“. „Wir konnten alle Kinder mit einbeziehen und haben auch nicht gemerkt, dass sie aus unterschiedlichen Kulturen stammen“, erzählen die beiden Schauspieler unisono.

Bei der Projektwoche der angehenden Kinderpflegerinnen sollen neben dem Theaterstück auch Dinge wie die rechtlichen Grundlagen für Migration und Integration oder Traumapädagogik thematisiert werden — „teilweise direkt in den einzelnen Einrichtungen“, berichtet Lehrerin Monika Hansen, die sich sicher ist, dass sich einige ihrer Schülerinnen auch über die Projektarbeit hinaus für Integration und Flüchtlingshilfe engagieren werden.