Evangelische Kirche in Neuss teilt Gemeinde Norf-Nievenheim Am Norfbach teilt sich eine Gemeinde
Neuss. · (-nau )Pastor Claus Brandis kommt zum 1. Oktober, doch er bleibt nicht lange. Als Pfarrer im Übergang soll er mit dem Blick von außen einer neuen evangelischen Kirchengemeinde helfen, sich „zu finden“, wie er es formuliert.
Dafür erhält Brandis zunächst einen Jahresvertrag, der maximal um ein zweites Jahr verlängert werden kann. Die Gemeinde, um die es geht, hat seit dieser Woche auch einen Namen: „Evangelische Kirchengemeinde am Norfbach“.
Die Situation, auf die er treffe, sei ungewöhnlich, sagt der 61-jährige Seelsorger. „Woanders werden Kirchengemeinden zusammengelegt, hier wird eine geteilt“, erläutert Brandis. Doch diese „Scheidung“, die zum 1. Januar wirksam wird, erfolgt einvernehmlich. Widerspruch aus der Gemeinde sei nicht gekommen, sagt er. „Das hätte ich eigentlich erwartet.“
Doppelstrukturen sollen
abgebaut werden
Im Juni hatte ein Bevollmächtigtenausschuss mit Synodalassesor Harald Ulland an der Spitze die Teilung der Kirchengemeinde Norf-Nievenheim mit aktuell rund 7500 Gemeindemitgliedern entlang der Stadtgrenze zu Dormagen als beste Lösung vorgeschlagen. Gut 60 Jahre nach ihrer Gründung. Als ein Vorteil wurde genannt, dass Doppelstrukturen abgebaut werden. Die waren zum Beispiel in der Jugendarbeit nötig, weil sich die Kirchengemeinde dazu mit Neuss wie mit der Stadt Dormagen verständigen musste.
Auf dem Gebiet der Stadt Dormagen entsteht nun die „Evangelische Kreuzkirchengemeinde Nievenheim“, die ihre Arbeit bruchlos fortsetzen kann. Daniela Meyer-Claus bleibt als Pfarrerin tätig, und für ein neu zu bildendes Presbyterium stehen Kandidaten zur Verfügung. In der Gemeinde am Norfbach, zu der die Friedenskirche Norf und die Trinitatiskirche Rosellen gehören, sieht die Situation anders aus. Dort muss der Bevollmächtigtenausschuss nach der Teilung vordringlich die Wahl eines Presbyteriums vorbereiten, damit die Gemeinde wieder von sich aus handlungsfähig wird. Diesen neunköpfigen Ausschuss wird auf Wunsch des Superintendenten Pfarrerin Susanne Schneiders-Kuban leiten. Die Seelsorgerin am Johanna-Etienne-Krankenhaus ist neben dieser Tätigkeit als Funktionspfarrerin schon seit Jahren der Gemeinde Norf-Nievenheim zugeordnet. Erst das neu gewählte Presbyterium wird nach Auskunft von Pfarrer Sebastian Appelfeller, dem Leiter des Verbandes evangelischer Gemeinden in Neuss, festlegen, ob es bei zwei Pfarrstellen bleibt – und diese besetzen. Claus Brandis, der zuletzt 18 Jahre Seelsorger in Moers war, macht schon deutlich: „Ich werde mich nicht bewerben“. Seine Mission ende dann.
Überlagert wird die Diskussion am Norfbach von Überlegungen des Kirchenkreises Gladbach-Neuss, bis 2030 für seine 23 Gemeinden ein neues Pfarrstellenrahmenkonzept zu entwickeln. Damit reagiert die evangelische Kirche auf einen absehbaren Personalmangel, weil viele Pfarrer bald in den Ruhestand wechseln. In einem ersten Schritt wurde der Kirchenkreis in drei Regionen eingeteilt, berichtet Kirchenkreis-Sprecherin Angela Rietdorf, innerhalb derer die Zusammenarbeit organisiert werden soll. Ziel ist es, so Appelfeller, den Schlüssel von einem Pfarrer auf 2500 Seelen auf 1:3500 anzuheben.