Experten warnen vor Risiken beim Schwimmen in der Erft
Zwar ist der Sprung in den Fluss nicht verboten, doch es drohen viele Gefahren.
Grevenbroich. Ein Spaziergang entlang der Erft: für Angelika Köster (63) und ihren Mann Günther (66) ein lieb gewonnenes Stück Erholung. Was ihnen bei hohen Temperaturen aufgefallen ist: „Immer wieder sehen wir Schwimmer in der Erft.“ Mal seien es Jugendliche an der Apfelwiese, die von der Böschung ins Wasser gehen, mal seien es Kinder. „Neulich habe ich kleine Kinder nur mit Schwimmreifen gesehen. Da macht man sich schon Sorgen“, sagt Angelika Köster. Sei der Fluss für Menschen nicht gefährlich?, fragt sich die Grevenbroicherin.
In die Erft statt ins Schwimmbad — ist das erlaubt? Nachfrage bei der Stadt Grevenbroich: „Es ist nicht verboten“, sagt Sprecherin Ines Hammelstein. Schilder, die das Reinspringen verbieten, würden einzig in Bereichen stehen, die lebensgefährlich seien — wo es ein Wehr gebe, etwa an der Kottmannsmühle in Wevelinghoven.
Dies unterstreicht Udo Rose, Biologe beim Erftverband: „Schwimmen in der Erft ist nicht ausdrücklich erlaubt, aber auch nicht verboten. Aber wir empfehlen es auch nicht.“ Gerade für Kinder könne die Strömung gefährlich werden.
Regelmäßige Erfahrung mit einem Sprung in die Erft haben die Mitglieder des Kanusportvereins. „Wir nutzen einen bestimmten Bereich zu Übungszwecken, nehmen in den Übungsgruppen damit die Angst vor dem Wasser“, sagt Sportwartin Anne Königs. Allerdings seien die Schwimmer stets unter Aufsicht, seien mit Helm und Schwimmweste ausgestattet und müssten mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze vorweisen.
Königs weiß aber ein natürliches Gewässer mit unterschiedlichen Tiefen und variabler Strömungsgeschwindigkeit einzuschätzen: „Niemand mit offenen Wunden oder einem akuten Infekt sollte in einem Fluss schwimmen.“ Zudem sei die Erft an vielen Stellen nicht bis auf den Grund einzusehen.
Vor Gefahren warnt auch Dirk Korte, Sprecher der Grevenbroicher Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft: „In der Erft gibt es neben den natürlichen Gefahren wie Wasserpflanzen oder Steine auch durch Mensch geschaffene Gefahren wie Wehre oder Sperrmüll.“ Diese Gegenstände können zu Verletzungen oder Veränderungen der Strömung führen — es könnten Walzen und Wirbel entstehen. „Ähnlich wie an allen Gewässern ist die große Gefahr die Selbstüberschätzung“, warnt Korte. Man sollte keinesfalls angetrunken, kränkelnd oder nach einem Sonnenbad ins Wasser springen. Das könne zum Kreislaufzusammenbruch und dann zum Ertrinken führen. Auf diese Einschränkungen weist auch Uwe Rose hin: „Die Erft hat die Wassergüte-Qualität II, gehört also zu den zweitbesten Gewässern. Dennoch hat sie keine Badesee-Qualität.“ Denn in dem Fluss würde auch Abwasser von Kläranlagen eingeleitet. „Krankheitserreger können wir nicht vollständig ausschließen“, sagt Rose.