Fairer Handel: Vorbild Neuss

Bundesorganisationzeichnet die Stadt für langjähriges Engagement aus.

Neuss. Der Preis ist kein Preis, sondern ein Anerkennungspräsent. Was den Bürgermeister an ein Zigarrenkästchen erinnerte, ein kleiner Block aus Eiche mit Emblem, zeichnet die Stadt für ihr langjähriges Engagement im fairen Handel aus.

Im Beisein von Vertretern der Neusser Eine-Welt-Initiative (Newi) und der Agenda 21 nahm Herbert Napp das symbolische Präsent von Michael Marwede entgegen: Der Projektleiter der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“, früher Leiter des Neusser Umweltamtes, würdigte damit den „bundesweiten Vorbildcharakter“ der Stadt.

Vor 20 Jahren führte Neuss als erste Stadt ein längst zum Klassiker gewordenes Produkt ein und schenkt seitdem fair gehandelten Kaffee aus. 2001 fand die erste „faire Woche“ statt, viele Aktionen folgten. Als bislang einzige Kommune verordnete sich die Stadt die Rücksicht auf die international festgelegten Kernarbeitsnormen: Nur Unternehmen, die die akzeptieren, werden bei der Vergabe berücksichtigt.

Schon 2001 wurde Neuss von der Vereinigung Transfair der inoffizielle Titel der „Hauptstadt des Fairen Handels“ zugesprochen. Kurz darauf rief Michael Marwede, mittlerweile nach Bonn gewechselt, den Wettbewerb um eben diesen Titel ins Leben: Neuss belegte bei der ersten Runde Platz 2 und bei der zweiten Teilnahme 2007 den dritten Rang.

Am Dienstag sprach Marwede von einem „Neusser Modell“: Die enge und gute Zusammenarbeit von Verwaltung und „vielen gesellschaftlichen Akteuren“ sei vielen Kommunen zum Vorbild geworden. Werner Holz, lange Jahre Vorsitzender der Newi, bekräftigte, auf diversen überregionalen Veranstaltungen und Kirchentagen werde Neuss immer wieder als Vorreiter des fairen Handels genannt.

Ferngeblieben war der Veranstaltung der Vertreter von Terres des hommes. Sprecher Gerd Faruss hatte kritisiert, dass der Granit für das Romaneum ebenso wie Steine für den Hauptstraßenzug aus China stammten, das sich eben nicht zur Einhaltung aller Kernarbeitsnormen verpflichtet habe. Umweltamtsleiterin Dagmar Vogt-Sädler verteidigte die Strategie der Stadt: Es gebe es ein Gutachten über die Arbeitsbedingungen in dem chinesischen Betrieb. Michael Marwede ergänzte, deutsche Produktion könne den Bedarf gar nicht decken. Zudem würden Containerschiffe aus Fernost, die Ballast benötigten, die Steine kostenlos transportieren.