Leichenhand ragte aus dem Erdreich am AK Neuss-Süd: Zwölf Jahre Haft für Autoverkäufer
Neuss/Düsseldorf (dpa). Die Hand des Opfers ragte wie ein Fingerzeig auf das unentdeckte Verbrechen aus der Erde und wurde dem Täter nach Monaten zum Verhängnis: Ein Verkäufer eines Autohauses ist am Donnerstag in Düsseldorf zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden, weil er einen Kunden umgebracht hat.
Zuvor hatte er dessen Anzahlung von 9500 Euro für einen Neuwagen unterschlagen.
Das Düsseldorfer Landgericht verurteilte den 29-jährigen dreifachen Vater wegen versuchten Mordes und Körperverletzung mit Todesfolge. Schwer atmend nahm der 29-Jährige das Urteil zur Kenntnis und wahrte mit Mühe die Fassung. In der Untersuchungshaft war er zum dritten Mal Vater geworden. Bis er wieder bei seiner Familie ist, wird das Kind längst in die Schule gehen.
Um die überfällige Herausgabe des Wagens, der bereits auf dem Hof des Autohauses stand, soll im Januar 2011 ein Streit entbrannt sein. Der Verkäufer konnte den Wagen nicht herausgeben, weil er die Anzahlung des Kunden zum Begleichen privater Schulden ausgegeben hatte. Dann soll der Streit in Handgreiflichkeiten eskaliert sein. Dabei soll der krebskranke, gebrechliche Mann röchelnd zu Boden gegangen sein. Dann habe der Autoverkäufer den Frührentner mit einem Kabel gedrosselt, schilderte der Vorsitzende Richter Rainer Drees. Geplant sei das alles nicht gewesen: „Die Sache ist ihm über den Kopf gewachsen.“
Unklar sei, ob das Opfer schon tot war, als der Verkäufer die Schlinge zuzog. Das Gericht verwarf die Version der Verteidigung, der Verkäufer habe das Kabel nur um den Hals des Rentners gelegt, um ihn vom Tatort wegzuziehen und zu verstecken. Die Tat auf dem Gelände des Autohauses blieb monatelang unentdeckt, der allein lebende 57-Jährige wurde lediglich nach einigen Wochen als vermisst gemeldet.
Derweil war der von ihm bestellte Neuwagen zu seinem Sarg geworden: Vier Wochen lang lagerte der Verkäufer die Leiche in dem Auto, bevor er sie im Februar am Autobahnkreuz Neuss-Süd verscharrte - wegen des gefrorenen Bodens aber nicht tief genug. Ende April 2011 hatte ein Bauarbeiter austreten müssen und sich über die vielen Fliegen gewundert - bis er die Hand aus der Erde ragen sah.
