Fliegerbombe: Entwarnung um 1 Uhr nachts
Bombe nach einer halben Stunde entschärft
Neuss. Es dauerte bis in die Nacht: Um 0.50 Uhr hatte Jost Leisten vom Kampfmittelräumdienst die britische Zehn-Zentner-Bombe entschärft. Der erfahrene Sprengmeister brauchte eine halbe Stunde, bis er den Zünder entfernt hatte.
Am Donnerstag war die Fliegerbombe an einem Abbruchhaus an der Kölner Straße/Dunantstraße in Gnadental gefunden worden. Wie üblich war bei einem auf dem Grundstück geplanten Bauprojekt nach Blindgängern gesucht worden. Aufgrund einer Richtlinie der Bezirksregierung musste unverzüglich entschärft werden. Hatten bei den Bombenfunden in der Nordstadt noch umfangreiche Informationen der Anwohner organisiert werden können, musste am Donnerstag alles ganz schnell gehen.
Durch das Radio und über Online-Mitteilungen der Zeitungen sowie Lautsprecherdurchsagen wurden die Anwohner benachrichtigt. 1850 Menschen mussten am Abend ihre Wohnungen verlassen, auch Bewohner eines Altenheims und einer Behinderteneinrichtung. Nicht alle wussten, was da auf sie zukam: Einige Betroffene, vor allem ältere Menschen, waren völlig überrascht, als es bei ihnen klingelte und sie im Dunkeln aus ihrer Wohnung gebeten wurden. Zum Teil mit Bettzeug unter dem Arm machten sich viele Anwohner auf zur Turnhalle der Grundschule Pestalozzistraße. Die war bald völlig belegt, sodass weitere Räume geöffnet werden mussten. Es dauerte bis gegen Mitternacht, bis alle Anwohner im engeren Gefahrenkreis ihre Wohnungen verlassen hatten. Nach der Entschärfung sah man die Anwohner zurück in ihre Häuser gehen — Kinder mit Teddies unter dem Arm dabei.
Schwierig war die Unterstützung der Aktion samt Absperrungen durch die Polizei. Die war zum einen wegen der Großaktion gegen Einbrecherbanden den ganzen Tag über im Sondereinsatz. Zum anderen wurde zeitgleich nahe des 45-stöckigen Uni-Centers in Köln eine Bombe entschärft. Hier mussten 5000 Menschen ihre Häuser verlassen. So glatt wie in Neuss ging es in Köln nicht ab: Die Bombe mit einem beschädigten Langzeitzünder musste um 1.10 Uhr kontrolliert gesprengt werden. Der Knall war auch in Neuss zu hören.
In Gnadental kam Bereitschaftspolizei aus Wuppertal zum Einsatz, dazu ein Hubschrauber aus Dortmund — der aus Düsseldorf war in Köln unterwegs.