Bewerbung für ein Projekt Kirchengemeinde sucht Ideen für Nutzung von St. Barbara

Nordstadt. · Das Gebäude ist zu groß und soll eine weitere Nutzung erhalten.

Für die zukünftige Nutzung der St.-Barbara-Kirche und den Erhalt des Gebäudes auf der Neusser Furth soll ein Konzept erarbeitet werden.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Zum Werktagsgottesdienst am Mittwoch kommen etwa 15 Gläubige, sonntags – wenn überhaupt eine Messe gefeiert wird – sind es nach Angaben von Oberpfarrer Guido Assmann um die 25. „Eine kleine Kirche würde für liturgische Zwecke reichen“, sagt Assmann, aber das ist die St.-Barbarakirche, die dem ehemaligen Schlachthofviertel einen neuen Namen gab, ganz und gar nicht. Was also tun mit dem denkmalgeschützten Gebäude?

Der Kirchenvorstand der St.-Marien-Gemeinde, zu der St. Barbara seit 2004 als Filialkirche gehört, stellt sich dieser Frage und hat sich für eine Teilnahme an dem Projekt „Zukunftskonzept Kirchenräume“ beworben, das die Landesinitiative „StadtBauKultur“ mit Unterstützung der Kirchen, der Architektenkammer und dem Museum für Architektur und Ingenieurskunst (MA:I) angestoßen hat. Die Bewerbung wird mit der Hoffnung begleitet, dass mit Hilfe der Projektpartner und dem „Blick von außen“ Ideen für eine neue Nutzung zumindest von Teilen des Kirchenbaus gefunden werden.

Hintergrund des Projektes ist die Tatsache, dass von den rund 6000 Kirchen in Nordrhein-Westfalen fast jede dritte in den kommenden Jahren außer Dienst gestellt wird, weil sie für ihre ursprüngliche Bestimmung nicht mehr benötigt wird. Mit neuen Nutzungskonzepten sollen diese meist zentral gelegenen Gebäude,  deren Unterhalt den Gemeinden bei schwindenden Kirchensteuereinnahmen immer schwerer fällt, vor Leerstand und Verfall geschützt werden. Viele  Gemeinden würden sich aber wünschen, dass ihre Kirche nur zum Teil profanisiert wird und eine Kapelle oder ein Andachtsraum erhalten bleiben, sagt Esther Heckmann, die Projektverantwortliche bei „StadtBauKultur“.

Im Barbaraviertel will die Gemeinde ihre Präsenz ausbauen

Ihr liegt nur eine Projektbewerbung aus Neuss vor; vier sind aus dem Erzbistum Köln eingegangen. Dabei beschäftigt die Zukunft ihrer Gotteshäuser auch andere Gemeinden in Neuss. St. Elisabeth in Reuschenberg ist zum Beispiel zu groß, St. Martinus in Holzheim ein Sanierungsfall und die Zukunft von St. Hubertus keineswegs gesichert. Im Pfarrverband Neuss-West aber plane man eigenständig, berichtet Pfarrer Michael Tewes. Auch dort geht es nicht um Rückzugs-Debatten.

Das Gleiche gilt auch für das traditionelle Arbeiterviertel rund um St. Barbara. Dort will die katholische Kirche ihre Präsenz nach Möglichkeit ausbauen. Das Pfarrheim wurde zwar vor Jahren an die Caritas abgegeben und der Kindergarten geschlossen. Aber die Kirche ist Träger der Jugendeinrichtung Offene Tür und möchte mit der Caritas auf dem ehemaligen Kindergartengelände Wohnhäuser für betreutes Wohnen errichten. Gerade der Bedarf an sozialen Angeboten sei im Barbaraviertel groß, sagt das Kirchenvorstandsmitglied Thomas Kaumanns. Denn der Sozialatlas der Stadt weist für das Barbaraviertel einen besonders hohen Anteil an Familien mit kleinen Einkommen, überschuldeten Verbrauchern und auch Beziehern von Sozialleistungen aus.