Geplatzter Deal führt zur Insolvenz

Gartencenter Pötschke fehlen nach dem Scheitern eines Grundstücksverkaufs 2,9 Millionen Euro.

Kaarst/Schiefbahn. Jörg Wisbert (71) ist sauer. Seit 30 Jahren begleitet der Neusser Wirtschaftsprüfer die Gärtner Pötschke Gartencenter GmbH & Co. KG mit Sitz an der Büttgener Straße 50 in Schiefbahn. Jetzt musste Wisbert seinem Mandanten, „einem im Kern gesunden Unternehmen“, den Gang zum Insolvenzgericht empfehlen.

Markus Jungbluth, Geschäftsführer

„Wir sind da unverschuldet hineingeraten“, sagt Geschäftsführer Markus Jungbluth. Das bestätigt auch Wisbert. Daher sei er wie die Geschäftsführung überzeugt, dass das Gartencenter finanziell gestärkt aus der Insolvenz hervorgehen werde. Bisher laufe der Verkauf problemlos weiter. Die Geschäftsführung werde in ihren Anstrengungen vom Insolvenzverwalter unterstützt.

Die Vorgänge beziehen sich ausschließlich auf das Gartencenter Pötschke, der Versandhandel Gärtner Pötschke GmbH in Holzbüttgen ist nicht betroffen. Es handelt sich um getrennte Unternehmen mit unterschiedlichen Gesellschaftern.

Offenbar geriet das Gartencenter Pötschke durch ein geplatztes Immobiliengeschäft in finanzielle Probleme. Das 90 000 Quadratmeter große Grundstück sollte verkauft, Teile für die Gartencenternutzung zurückgepachtet werden. Von 2,9 Millionen Euro als Kaufpreis ist die Rede. Mit dem Geld wollte Mehrheitsgesellschafter Dieter Wiegand (78) zum Geschäftsübergang auf Jungbluth (46), der bisher 25 Prozent Anteile hält, das Unternehmen komplett entschulden.

Doch der Kaufpreis floss nicht, obwohl die Verträge nach Darstellung der Pötschke-Seite notariell beurkundet und wirksam sind. Als der Fälligkeitstermin verstrich, ergaben Recherchen, dass die Erwerber-GmbH inzwischen neue Gesellschafter hatte, die nicht bereit waren, die Verträge zu erfüllen. Der fest eingeplante Kaufpreis fehlt nun als Liquidität. Folge: der unvermeidbare Gang zum Insolvenzgericht.

So weit, so schlecht. Nun berichten die Lübecker Nachrichten, dass in den platzten Immobiliendeal von Willich ein bekannter Manager aus der Möbelbranche verstrickt sein könnte: Dr. Gunnar George (45), seit 2004 Vorstandsvorsitzender bei Möbel Kraft. Er soll, so Wisbert, im notariellen Kaufvertrag allein als vollmachtloser Vertreter für den Verkäufer und den Käufer aufgetreten sein. Der Vertrag sei dann jeweils von Verkäuferin und Käuferin genehmigt worden sein.

Fakt ist, dass Möbelmogul Kurt Krieger, der auch hinter der Höffner-Kette mit neuem Haus in Neuss steht, als Aufsichtsratsvorsitzender bei Möbel Kraft George fristlos vor die Tür setzte. Krieger äußert sich seither nicht zum „Thema George“. Wisbert sieht aber „keinerlei Anhaltspunkte“, dass Krieger oder die Krieger Bau in irgendeiner Weise in dem Fall eingebunden seien. Er habe am 16. Januar mit Kurt Krieger telefoniert: „Am selben Abend fasste der Aufsichtsrat der Möbel Kraft AG den Beschluss, Herrn Dr. Gunnar George fristlos als Vorstand abzuberufen.“ Eine Stellungnahme von Gunnar George zu den Darstellungen, war nicht zu erhalten.

Offen bleibt die Frage, warum die Erwerber-GmbH das Interesse an dem Pötschke-Grundstück verlor. Der Standort, direkt an der Autobahn A 52 gelegen — und nur 20 Kilometer vom jüngsten Höffner-Haus im Hammfeld entfernt — erscheint ideal für Einzelhandel. Doch mögliche Pläne von einer schönen neuen Einkaufswelt zerstörte offenbar die örtliche Baubehörde. Der Bebauungsplan lässt in diesem Außenbereich ausschließlich ein Gartencenter zu. Am Standort sei „erst mal gar nichts möglich“, sagt Martina Stall, Technische Beigeordnete der Stadt.