Gesamtschule fordert mehr Platz

Rund 100 Jugendliche an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule wechseln in die Oberstufe. Kinder anderer Schulen werden deshalb nicht genommen.

Foto: Linda Hammer

Nievenheim. Es ist ein Erfolg, der weh tut. Noch nie seit ihrer Gründung im Jahr 1986 hat die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule ihre Oberstufe komplett mit eigenen Schülern bestritten. Jetzt gehen an die hundert Schüler aus den Klassen 10 in die sogenannte E-Phase und füllen den vorhandenen Platz vollständig aus. Konsequenz: Schulleiter Dirk Rimpler muss Anfragen von Schülern anderer Schulen eine Absage erteilen. „Das gab es noch nie“, sagt er bedauernd.

Die Tendenz ist steigend, und die Gesamtschule stößt an ihre Grenzen. Rimpler hat einen Hilferuf an die Stadt abgesetzt, in den Sommerferien soll es einen Rundgang durch die Schule geben, um zu sehen, welche Möglichkeiten es gibt. Das Aufstellen von Containern wäre eine.

Über 1300 Schüler zählt die einzige Gesamtschule Nievenheims. Sie ist, wie viele ihrer Art im Land, ausgesprochen beliebt, die vielen Absagen während der Anmeldezeit sind ein Beleg dafür. Jetzt gelingt es der Schule so gut wie noch nie, eigene Jungen und Mädchen in die Oberstufe zu führen — eine Rekordzahl. Rimpler nennt konkrete Zahlen: „Von 175 Schülern in den Klassen zehn wechseln 90 in die Oberstufe. Bei meinem Start hier waren es etwas über 70 inklusive der Schüler, die von anderen Schulen zu uns wechselten.“ Auch die Zahl der Abiturienten ist kontinuierlich gestiegen von 56 im Jahr 2012 auf aktuell 78. Rimpler spricht von einer „enormen Entwicklung“. Die geht zu Lasten von Haupt- und Realschülern, die seit Jahren gerne nach Nievenheim kommen, um dort in drei Jahren ihr Abitur zu bauen.

Was ist zu tun? Weil zu den bislang 90 Oberstufenschülern noch ein paar hinzukommen, wie Rückkehrer von Auslandsaufenthalten, ist die Bildung einer weiteren, vierten Klasse realistisch.

Davon geht auch Schuldezernent Gerd Trzeszkowski aus: „Die Schule kann vier Klassen einrichten.“ Für die es aber aktuell keinen Raum gibt“, so Schulleiter Rimpler. „Diese Schüler hätten kein Zuhause.“ In der Jahrgangsstufe elf werden die Schüler noch in altbekanntem Klassen-Prinzip unterrichtet. Ein mögliches, aber ungeliebtes Ausweichquartier wäre die Mediathek, die zu einem Klassenraum umgebaut werden müsste. So könnte es auf das Aufstellen von Containern hinauslaufen.

Dezernent Trzeszkowski will erst das Gesprächin der Schule abwarten, das in den beiden letzten Ferienwochen stattfinden soll. „Laut Schulentwicklungsplanung verfügt die Schule rechnerisch über ausreichend Räume. Aber wenn der Schulleiter das Problem so beschreibt, dann werden wir uns natürlich darüber unterhalten.“ Er bezeichnete es als Spekulation, dass es auf Container hinauslaufen könnte. „Wenn eine Investition notwendig ist, dann werden wir das im Rahmen der Haushaltsberatungen einbringen.“ Aus der Raumnot im Gebäude an der Marie-Schlei-Straße ergibt sich ein weiteres Problem: Realschüler, die sonst zur Gesamtschule wechselten, um dort in drei Jahren ihr Abi zu machen, müssen sich jetzt an einem Gymnasium bewerben und das Ziel ein Jahr schneller erreichen. Oder sich komplett anders orientieren.