Grevenbroich: 500 Jahre Schützen-Tradition

Am Samstag feierte die Marianische Bruderschaft ihr jahrhunderte langes Bestehen.

Grevenbroich. Es eine stürmische Zeit um das Jahr 1509: Wenige Jahre zuvor hat Kolumbus Amerika entdeckt; Gutenbergs Buchdruck gilt als Top-Technologie, und bald wird Martin Luther in ganz Europa für Aufregung sorgen. 1509 beginnt auch die Geschichte der Marianischen Schützenbruderschaft zu Wevelinghoven, die jetzt ihr 500-jähriges Bestehen feiert.

Eine Urkunde von 1509 erwähnt sie zum ersten Mal. Das Gründungsjahr ist unbekannt. Gewiss wird die Bruderschaft noch älter sein, sind die Schützen überzeugt. Am Samstag wurde jedenfalls ordentlich gefeiert - für das stilecht-mittelalterliche Gaudium sorgten "Tamino dem Gaukler" und die Bänkelsänger-Truppe Dunnerkeyl.

Aus dem Gemeindeleben waren die Marianer nicht wegzudenken, trugen sie doch zum Unterhalt von Pfarrer, Küster und Schulmeister bei. Bis heute prägen sie das gesellschaftliche Leben in Wevelinghoven, obwohl sie der kleinste Verein im Bezirk Grevenbroich sind. Knapp 60 Mitglieder zählt die Bruderschaft, darunter auch ganze Familien. Frauen sind schon seit 1782 aktiv dabei.

Noch eine weitere Besonderheit zeichnet die Marianer unter den Schützen aus: ein knappes Drittel der Mitglieder sind Migranten aus Asien und Afrika. Kevin Ahuzi war 2006/ 07 sogar der erste farbige Zugkönig.

Der heute 35-Jährige kam 1999 aus Nigeria nach Deutschland, um eine Lehre als Kfz-Mechaniker zu machen. Bald lernte er in der Kirchengemeinde Pfarrer Gerhard Kullmann und dessen Bruder Heribert kennen, beide begeisterte Marianer. Und es dauerte es nicht lange, bis Ahuzi ebenfalls eintrat. Heute fühlt er sich längst zuhause in "Wivekove": "Die Bruderschaft hat mich in Deutschland integriert. Durch sie habe ich hier echte Freunde gefunden!"

Ihr Engagement verstehen die Marianer als Christenpflicht, erläutert Heribert Kullmann, der das Amt des Brudermeisters bekleidet. So unterstützen sie die Migranten auch bei Behördengängen, binden sie ins Gemeindeleben ein, wenn sie Gebete, Prozessionen und Andachten organisieren.

"Eine irakische Familie ließ der Pfarrer sogar vorübergehend im Pastorat wohnen", erinnert sich Hans Jürgen Burbach, der als König der Bruderschaft den Titel "Jubiläumskönig" trägt. Den nächsten 500 Jahren sehen die Marianer gelassen entgegen. Vor kurzem haben sie das Missionskreuz an der Kirche St. Martinus restauriert, jetzt soll das Kulturdenkmal weiter gepflegt werden.

In einem weiteren Projekt erforschen sie in den Archiven ihre 500-jährige Vergangenheit. Mehr dazu in ihrer nächsten Festschrift, verspricht die Bruderschaft. Geplant sind Beiträge über das Bruderschaftsleben im 18.Jahrhundert zum Beispiel das Amt des "Biertesters".