Grevenbroich: Der Tag nach dem Unglück

Bergung: Drei Monteure sind tot, sechs weitere Menschen wurden verletzt. Landrat Patt dankt den zahlreichen Einsatzkräften.

Grevenbroich. Fassungslosigkeit - dieses Wort beschreibt die Gefühle am Kraftwerk in Neurath einen Tag nach dem Unglück. Auch die Nachricht, dass beim Einsturz des 450 Tonnen schweren Stahlgerüstes nur drei und nicht, wie am Donnerstagabend vermeldet, fünf Arbeiter ums Leben gekommen sind, konnte die Minen der Menschen am Unfallort verständlicherweise nicht aufhellen. Bei den Toten, die gestern geborgen wurden, handelt es sich um zwei 32 und 35 Jahre alte Slowaken sowie einen 25-jährigen Tschechen.

"Es wurden versehentlich Tote zweimal gemeldet, weil die Unfallstelle am Donnerstagabend nicht gut einzusehen war", erklärte Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke die gestrige Korrektur der Anzahl der Verstorbenen. Landrat Dieter Patt sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus: "Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Familien. Wir hoffen, dass die Verletzen schnell genesen werden." Nach Angaben der Behörden schweben die fünf verletzten Monteure und auch der Sanitäter, der bei den Rettungarbeiten einen Herzinfarkt erlitt, nicht mehr in Lebensgefahr.

Die Geschehnisse vom Donnerstagnachmittag erschütterten auch die Bauarbeiter, die sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Der 46-jährige Bernd Fritsche, der auf der Baustelle arbeitete, schilderte seine Erlebnisse gegenüber Journalisten: "Plötzlich hörte ich Geräusche von oben, es kam alles runter. Ich habe nur geschrien: ,Lauft! Lauft!’"

Auch Landrat Patt, der kurz nachdem ihn die tragische Nachricht erreicht hatte, von einer Dienstreise aus Berlin zurückkehrte, war die Fassungslosigkeit angesichts des Unfalls noch ins Gesicht geschrieben. Er wandte sich an die vielen Helfer vor Ort: "Ich danke allen Einsatzkräften für die schnelle und professionelle Hilfe und die große Unterstützung. Durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten mit RWE haben die Erstmaßnahmen effektiv funktioniert." Nach Angaben der Leitstelle des Kreises waren insgesamt 288 Einsatzkräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten sowie den Grevenbroicher Höhenrettern vor Ort.

Die Vertreter der Kirche sprachen gestern ebenfalls ihr Mitgefühl aus. Monsignore Assmann, Oberpfarrer von St.Quirin Neuss, erklärte, dass in allen Gottesdiensten des Kreises für die Betroffenen gebetet werde. Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, legte bei einem gestrigen Gottesdienst eine Gedenkminute für die Verstorbenen und deren Angehörigen ein.

Indes ist die Ursache für das Unglück noch nicht geklärt. Für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist das Gelände bis auf weiteres gesperrt. Die übrigen Arbeiten an einer der größten Baustelle Europas sollen nach RWE-Angaben bis mindestens Montag ruhen. Die Ermittler versuchen mit Hilfe von Sachverständigen zu klären, ob ein technischer Fehler oder menschliches Versagen das Unglück verursacht hat.