Grevenbroich: „Es wird nicht einfach für mich“
Bürgermeisterin Ursula Kwasny leitet seit fast 100 Tagen die Geschicke der Stadt. Eine erste Bilanz fällt mager aus.
Grevenbroich. Schwarze Zahlen im Stadthaushalt bleiben für die nächsten Jahre eine kühne Vision. Der Nothaushalt lässt denkbar wenig Spielraum für die Ende August ins Amt gewählte Bürgermeisterin Ursula Kwasny. Trotzdem hat sie sich einiges vorgenommen. Jetzt zieht sie eine Bilanz der ersten hundert Tage.
Noch wird vielerorts gebaut in Grevenbroich, großteils schon 2009 begonnene Projekte, finanziert mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II, darunter die Heizungs-Sanierung im Museum und an mehreren Schulen. Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen will Kwasny trotz klammer Haushaltslage auch weiterhin fördern, "denn das ist unsere Zukunft".
Alles andere komme auf den Prüfstand. Denkbar seien etwa die Streichung von Kulturprogrammen und die Schließung von Sportplätzen. Bei der Straßensanierung müssten die Bürger sich ebenfalls auf Einsparungen gefasst machen. Insgesamt prognostiziert die Bürgermeisterin: "Man wird sich von Liebgewonnenem trennen müssen." Als weitere Sparmöglichkeit bringt die Bürgermeisterin eine "verschlankte" Verwaltung ins Gespräch. Etwa, indem das Ausländeramt an den Kreis abgegeben und die Arbeit des Rechnungsprüfungsamts ausgelagert wird. Beide Modelle sind nicht neu, zuletzt hatte sich der Rat im August vergangenen Jahres dagegen entschieden. Berechnungen hatten ergeben, dass sie statt Einsparungen nur noch mehr Kosten bringen. Trotzdem würden die Konzepte jetzt "neuerlich geprüft", so Ursula Kwasny.
Offen ist auch die Zukunft des Museums. Ausstellungs-Experten hatten für die Villa Erckens ein Konzept als "Museum der rheinischen Seele" ausgearbeitet. Derzeit sei jedoch fraglich, ob das Land die beantragten Zuschüsse von zwei Millionen Euro Höhe bewilligt. Aber damit steht und fällt das Museumskonzept, so Kwasny: "Wenn die Mittel nicht fließen, muss abgespeckt werden."
Wie der Plan B fürs Museum aussehen könnte, ist noch unklar, wie so vieles in einer Zeit unsicherer Gewerbesteuer-Einnahmen. In einer Sache ist Ursula Kwasny allerdings sicher: "Es wird nicht einfach für mich in den nächsten zwei Jahren." Umso mehr setzt sie auf die Unterstützung durch private Initiativen, etwa bei der Einrichtung von neuen Jugendzentren. Wie viel Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung bringen, habe sie seit Amtsantritt immer wieder im Kontakt mit den Mitarbeiter im Rathaus erlebt. In der Politik habe sich so ein Umgang leider noch nicht gänzlich herumgesprochen, beklagt Kwasny: "Einige müssen noch lernen, dass ich nicht mehr Frontfrau der CDU bin, sondern Bürgermeisterin von allen. Das bedeutet: gute Vorschläge auch dann zu berücksichtigen, wenn sie von einer anderen Ratsfraktion kommen."