Grevenbroich: Kunstwerke unter dem Eis
Ausstellung: Fotos, Skulpturen und Zeichnungen unter dem Titel „Unterm Eis“ sind in der Galerie Dielämmer zu sehen.
Grevenbroich. "Das Leben unterm Eis ist möglich - in gewissen Formen", sagt Gudrun Schuster aus Erfahrung. Die Bildhauerin hat wie ihre Künstler-Kolleginnen Inge Harms und Barbara Renner-Wiest eine Expedition in die Welt menschlicher Ausnahmezustände unternommen. "Unterm Eis", das bedeutet: in einer fremden Umgebung, abgeschlossen von der gewohnten Welt, konserviert. Aber nach der Schneeschmelze geht das Leben weiter."
"Unterm Eis" lautet auch der Titel ihrer gemeinsamen Ausstellung, die derzeit in der Galerie Judith Dielämmer zu sehen ist. Das Projekt geht zurück auf eine Idee von Inge Harms. Über mehrere Monate haben sie und die beiden anderen Künstlerinnen getrennt an ihren Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen und Installationen gearbeitet. "Umso überraschter waren wir, als wir feststellten, wie sehr sich die Ansätze unserer Arbeiten ähneln."
Ihre Beschäftigung mit dem Thema begann Jahre vor der eigentlichen Ausstellungsplanung. Davon zeugt ein handgeschriebener Text aus den 1990er Jahren, den Inge Harms mit aktuellen Plastiken zeigt. Ausgangspunkt für diese neuen Arbeiten war die Frage: Was braucht man, um unter dem Eis zu überleben? Die Titel der lackierten Papierplastiken geben die Antwort: Hingabe, Kraft und Warten. Die Formen sind mehrdeutig und verändern sich je nach Perspektive.
Um Zerstörung und Neuanfang geht es in den Plastiken und Installationen von Gudrun Schuster. So, wie Eis sogar Schiffe zerquetschen kann, sind auch ihre "Eisblumen" durch Verformung entstanden: Baustahl, der sich beim Abriss zu amorphen Gebilden verbogen hat. "Lyrischer Abfall", wie die Künstlerin es formuliert. Und, ja, es gibt Leben unter dem Eis. Dies beweist Schuster mit der Kunststoff-Plastik "Teilung", die nicht von ungefähr an eine Zellteilung erinnert.
Barbara Renner-Wiest, die dritte Künstlerin im Bunde, ist von Haus aus Zeichnerin - das können auch ihre Stickarbeiten nicht verleugnen. Während sie die Beschäftigung mit Nadel und Faden als "entschleunigtes Arbeiten" bezeichnet, wirken ihre Ölkreide-Zeichnungen spontan und abstrakt. Die Titel, Fantasiewörter wie "Gruh-Gruh" oder "Raschewein", eröffnen Raum für Deutungen. Für diese Mehrdeutigkeit hat sich die Zeichnerin bewusst entschieden. "Man kann zu jedem Bild eine Geschichte erzählen", erläutert Renner-Wiest.