Grevenbroicher Schützen feiern ausgelassen

Ein strahlendes Königspaar und ein stattliches Regiment mit 1400 Marschierern präsentierte sich gestern den vielen Besuchern.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Welches Kleid Königin Bettina tragen würde, das blieb bis zuletzt ein großes Geheimnis in der Familie Dörenkamp. Nicht einmal König Manfred und Prinzessin Greta waren eingeweiht. „Wir sind sehr gespannt“, sagte der Schützenregent beim Frühschoppen. Wenige Stunden später, kurz vor dem großen Umzug, war er baff: „Boah, bist Du schön“, sagte er zu seiner Frau. In einem taillierten Kleid mit schwarzer Korsage und einem beige schimmernden Taftrock präsentierte sich Bettina Dörenkamp ihrem König, den 1400 Marschierern, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe als Ehrengast und den vielen Gästen am Straßenrand. Sehr schick — und trotzdem jugendlich flott.

Foto: Lothar Berns

Obwohl dunkle Wolken am Samstag nichts Gutes verhießen, verlief das Schützenfest bislang bei bestem Spätsommerwetter. „Das ist schon Tradition“, freute sich Präsident Peter Cremerius: „In 20 Jahren Vorstandsarbeit kann ich mich an keinen verregneten Umzug erinnern.“ Seinen über die Stadt hinaus hallenden Auftakt fand das Fest mit dem Böllern an der Villa Erckens, das anders war als in den Vorjahren. Denn die BSV-Kanone wurde diesmal von der Allrather Artillerie unterstützt: Die beiden Geschütze feuerten 21 Salutschüsse doppelt ab, sozusagen in Stereo — eine Referenz an Oberst Joachim Schwedhelm, der sein letztes Fest als Regimentschef feiert.

Foto: Lothar Berns

Den musikalischen Startschuss gaben acht Tambourkorps und Musikkapellen bei der Serenade am Abend vor dem Alten Rathaus. Dass Spielleute und Musiker ausgerechnet immer dann den „Badenweiler“ intonierten, wenn sie am Präsidenten vorbeizogen, war wohl mehr als nur ein Zufall. Vor dem Fest war das Gerücht umgegangen, dass es ein Spielverbot für diesen Marsch gebe. „Davon ist aber nie die Rede gewesen“, sagte Cremerius: „Es gibt keine Verbote — auch nicht für den ,Badenweiler’, den ich selbst mag.“

Nach einem glänzenden Fackelzug und einem fröhlichen Abend im proppevollen Zelt — das vom Königspaar erst gegen 2 Uhr verlassen wurde — ging es gestern Morgen in St. Peter und Paul weiter. Der leitende Pfarrer Meik Schirpenbach, die evangelische Pfarrerin Monika Ruge und Diakon Manfred Jansen gestalteten gemeinsam einen Gottesdienst im ökumenischen Sinne. Vor dem Frühschoppen zog das Regiment zur Gedenkfeier am Platz der Deutschen Einheit. Die Rede hielt einmal mehr Vizepräsident Lothar Zimmermann, der an die Schützen appellierte, ein „Vorbild für das Miteinander und Füreinander“ zu sein.

Im Zelt gab es danach ein Novum: Diakon Manfred Jansen segnete die alte Standarte, die Gründungsmitglied Manfred Ermert vom Jägerzug „Löstige Jonge 1954“ an die „Löstige Jonge 2017“ übergab. Die Jungs um Hauptmann Philipp Scherer (16) wurden anschließend in die neue „Gemeinschaft der jungen Züge“ aufgenommen, die mit einem meterlangen Banner am Fuß des Zeltes auf den Nachwuchs wartete.

Foto: Lothar Berns

Apropos: Edelknabenkönig Jan Helfenstein (8) und Jugendschützenkönig Max Barg (12) wurden vor der versammelten BSV-Gemeinde in Amt und Würden gebracht. Manfred Dörenkamp persönlich legte ihnen die Silberketten um. „Das ist mir eine Ehre“, sagte der Schützenkönig. Beeindruckt zeigte er sich davon, dass der kleine Jan mutig und frei eine kurze Rede vor dem ganzen Regiment hielt. „Das hat mir sehr imponiert“, betonte Dörenkamp.

Foto: Lothar Berns

Geehrt wurde auch: Zeltwirt Peter Barrawasser erhielt für langjährige Zusammenarbeit die Oberstehrennadel. Und Richard Hanke, Major des Tambourkorps Elsen-Fürth, wurde für die Tatsache ausgezeichnet, dass er schon seit 50 Jahren beim Schützenfest mitmacht. Aus diesem Anlass hatten ihm die Musiker schon am Samstag bei der Serenade ein Ständchen gespielt.

Insgesamt 13 Fackeln (darunter drei Gastfackeln) waren am Samstag auf den Straßen der Innenstadt zu sehen. Den ersten Preis der Bewertungs-Jury sahnte einmal mehr die Fackelbaugemeinschaft „Rösige Boschte“/„Mer stonn zesamme“ ab. Mit ihren stramm stadtauswärts marschierenden Schützen persiflierten sie die Pläne, das Kirmesplatzgeschehen ans Hagelkreuz zu verlegen. Der passende Reim: „Schützenfest am Ar. . . der Welt. Der Weg ist weit und leer das Zelt.“

Den ersten Platz für den frechsten Spruch in der „Spot(t)licht“-Bewertung holte sich die „Gesellschaft Wasserfreunde“, die das Pool-Desaster beim Strand-Event auf dem Markt gekonnt auf die Schippe nahm: „GV immer blasser, Playa ohne Wasser?!“.

Zwei der Fackeln erinnerten an bekannte BSV-Mitglieder, die im vergangenen Jahr verstarben: Heinz Rodrigo sowie Gerd Peters und Manfred Wosnitza.