Grillsaison: Erreger sitzen im Grillfleisch
Insgesamt 403 Menschen erkrankten 2011 im Rhein-Kreis Neuss an Campylobacter.
Rhein-Kreis Neuss. Das Wochenende verspricht dank warmer Temperaturen über 20 Grad und Sonnenschein das perfekte Grillwetter. Für viele Menschen gibt es dann kaum etwas Schöneres, als dem Fleisch auf dem Metallrost über der Holzkohle beim Brutzeln zuzusehen.
Damit die Tage danach nicht zum Fiasko werden, sollten die Meister am heimischen Grill allerdings einige Regeln beachten. Denn in vielen Fleischstücken lauert der weitgehend unbekannte Erreger Campylobacter. 403 Krankheitsfälle verzeichnete das Gesundheitsamt des Rhein-Kreis Neuss 2011. In diesem Jahr wurden bislang 130 Fälle erfasst. „Die Zahl der Erkrankungen nimmt seit Jahren stetig zu“, sagt Leiter Dr. Michael Dörr. Grund dafür sei vor allem, dass kaum jemand mit den Gefahren von Campylobacter vertraut sei.
Die Dunkelziffer an Campylobacter-Erkrankungen liege sogar noch deutlich höher, da nur diejenigen Fälle in der Statistik auftauchen, die von einem Arzt behandelt wurden. Campylobacter gehört zu den meldepflichtigen Erregern. Dörr: „Das ist nur die Spitze des Eisberges.“ Die Zahl der Salmonellen-Erkrankungen gehe gleichzeitig zurück. Laut Dörr, weil sich vermutlich mittlerweile nahezu jeder mit dem Problem auseinandergesetzt habe.
Eine Infektion mit dem Erreger Campylobacter äußert sich durch Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit und wässrige Durchfälle. „Diese Symptome setzen etwa zwei bis fünf Tage nach dem Verzehr des Fleischs ein“, erklärt Dörr. Ein Besuch beim Hausarzt sei angeraten, um Komplikationen zu vermeiden. Diese treten laut Dörr vor allem bei Kindern und älteren Menschen auf.
Vor allem Geflügelfleisch wie Hähnchen und Pute sind von Campylobacter befallen, aber auch Schweinefleisch und seltener Rindfleisch. „Laut Studien sind etwa Dreiviertel des verkauften Geflügelfleischs verunreinigt“, sagt Dörr. Lediglich 100 Keime seien notwendig, um beim Menschen eine Infektion auszulösen. Dörr: „Da reicht also schon eine geringe Menge aus.“ Der Erreger sitze sowohl im Fleisch, als auch auf der Oberfläche und im Federkleid.
Um eine Infektion zu vermeiden, ist es ratsam, das Fleisch immer durchzubraten. „Dabei werden die Keime zuverlässig abgetötet“, erklärt Dörr. Geflügelfleisch sollten die Verbraucher deshalb vor dem Verzehr aufschneiden, um zu überprüfen, ob es gar ist, und es im Zweifelsfall zurück auf den Grill legen.
Vorab müsse das Fleisch laut Dörr zudem durchgängig gekühlt werden, um eine Vermehrung der Keime zu vermeiden. Bei der Zubereitung sei es Pflicht, Messer und Schneidebretter niemals für Fleisch und andere Lebensmittel gleichzeitig zu verwenden. Das Grillgut sollte zudem in Abtropfsieben gewaschen werden, weil sich abgespülte Keime in einer Schüssel ansammlen und ausbreiten könnten. Es sollten verschiedene Zangen für das gegrillte und das rohe Fleisch benutzt werden. Da die Keime auch an der Verpackung haften und in eventuell vorhandenem Tauwasser enthalten sind, gilt auch im Umgang damit Vorsicht. Arbeitsflächen müssen sorgfältig gereinigt werden. Dörr: „Wie immer gilt natürlich auch der Rat, sich oft und sorgfältig die Hände zu waschen.“