Gutachter warnt: Schneegänse werden zum Problem
Wasserbehandlungsanlage amJröne Meerke soll im Mai 2015 in Betrieb gehen.
Neuss. Felder und ökologisch wertvolle Schutzgebiete sind zerstört, der Lebensraum für andere Tiere verloren, viele Vogelarten gar nicht oder kaum noch vorhanden — ein Horrorszenario aus Nordamerika, wo riesige Populationen von Schneegänsen ganze Landstriche vernichten. Schneegänse sind auch am Jröne Meerke im Neusser Norden ein Problem.
Um dessen Dringlichkeit deutlich zu machen, verwies Dagmar Vogt-Sädler, Leiterin des städtischen Amts für Umwelt und Stadtgrün, am Donnerstagabend im Aussschuss für Umwelt und Grünflächen auf die Erfahrungen jenseits des Atlantik. Zwar seien die Dimensionen nicht vergleichbar, doch müssten die Risiken einer weiteren Verbreitung der Schneegänse abgeschätzt werden. Die in 2014 bereits begonnenen Gegenmaßnahmen wie die Entnahme von Eiern, Aufbringen von Schnittgut auf der Brutinsel und Überwachung des Fütterungsverbotes würden im kommenden Jahr fortgesetzt.
Ob darüber hinaus weitere Maßnahmen notwendig werden, soll bis zum nächsten Frühjahr ein Gänsemanagement-Konzept klären. Mit einem entsprechenden Gutachten wurde der Ornithologe Johan Mooij beauftragt. Der Leiter der Biologischen Station im Kreis Wesel warnt laut Dagmar Vogt-Sädler zudem davor, dass sich die Tiere aufgrund des mangelnden Fortpflanzungserfolges in mehrere Teilpopulationen aufsplittern und auf benachbarte Gewässer ausweichen könnten. In diesem Fall wäre eine weitere Ausbreitung der Schneegänse kaum mehr zu stoppen. Die Amerikaner, so Vogt-Sädler, versuchten das Problem einzugrenzen, indem sie die Futterfläche reduzieren und die Schneegänse bejagen, was bei den intelligenten Tieren allerdings nicht einfach sei.
Im Zusammenhang mit der Sauerstoffanreicherung des Gewässers wurde vor wenigen Tagen eine Schlammprobe vom Seegrund entnommen, deren Untersuchungsergebnisse jedoch noch nicht vorlagen. Geplant ist derzeit die Installation einer Wasserbehandlungsanlage, die im Mai 2015 in Betrieb gehen soll. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün will darüber hinaus weitere technische Lösungsansätze prüfen.