GWG schafft 400 neue Wohnungen
Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft investiert in den nächsten fünf Jahren rund 100 Millionen Euro.
Neuss. Von 500 Wohnungen bleibt lediglich eine unvermietet, weil ein Bewerber fehlt. Mit ihrer extrem niedrigen Leerstandsquote von 0,2 Prozent belegt die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG), unter welchem Druck der Neusser Wohnungsmarkt steht. „Noch vor wenigen Jahren haben wir diskutiert, ob Deutschland fertig gebaut ist“, sagt Ulrich Brombach, „heute kommen wir mit dem Bauen gar nicht mehr nach.“
GWG-Vorstand Brombach und sein Kollege Stefan Zellnig verantworten aktuell das wohl größte Investitionsprogramm in der mehr als 110-jährigen Geschichte der Wohnungsgesellschaft: Rund 400 Einheiten sind geplant oder werden errichtet; das Investitionsvolumen wird sich 2016 auf 20 Millionen Euro verdoppeln und zumindest bis 2020 auf diesem Niveau bleiben.
Im Klartext: Die Genossenschaft wird in den nächsten fünf Jahren rund 100 Millionen Euro investieren, vor allem in Neubauten. Das war zuletzt nicht so. Sechs, sieben Jahre lang stand die Sanierung und Modernisierung des Bestandes im Vordergrund. „Das war auch gut so“, sagt Brombach, „denn jetzt fühlen sich unsere Mieter, die ja auch unsere Mitglieder sind, nicht übergangen.“
Dabei baut die GWG so viele Sozialwohnungen wie lange nicht mehr. Jede zweite geplante Einheit steht den Inhabern von Wohnberechtigungsscheinen offen. Zum Vergleich: Von den 3422 Wohnungen im Bestand ist nur jede dritte öffentlich gefördert. Mit ihrer Offensive im sozialen Wohnungsbau reagiert die GWG nicht nur auf Nachfrage, sondern nimmt auch die Impulse aus der Politik auf. „Das Förderprogramm ist toll“, sind sich Brombach und Zellnig einig: „Das Land NRW reicht die Bundeszuschüsse vorbildlich an uns Bauherren weiter.“
Auch von der Neusser Politik fühlen sich die „Genossen“ zunehmend wertgeschätzt. So hatte Bürgermeister Reiner Breuer gelobt, neben dem Bauverein stelle sich nur die GWG der sozialen Verantwortung und schaffe bezahlbaren Wohnraum.
„Erstmals seit langen Jahren“, so die GWG-Vorstände, habe das Unternehmen jetzt an der Salierstraße ein „nennenswertes Grundstück“ von der Stadt erwerben können. Dort, im Herzen der Mittleren Furth, sollen zwei Atriumhäuser mit knapp 45 Wohnungen errichtet werden. Brombach: „Das Rathaus hat offenbar erkannt, dass wir nur mit Grundstücken bauen können.“
An der Salierstraße plant die GWG, die in Neuss nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 4,6 Prozent besetzt, ein für ihre Verhältnisse mit rund 45 Einheiten bereits großes Projekt. Das schreckt die GWG-Verantwortlichen aber nicht. Erstens summieren sich viele mittlere Vorhaben auch zu einem stattlichen Volumen, zum anderen kommen „Lücken-Lösungen“ auch ihrer Philosophie entgegen, urbane Quartiere zu bilden. So tritt die GWG an vielen Orten im Stadtgebiet als Bauherr in Erscheinung: Weberstraße (23 Wohnungen), Lützowstraße (30, zwei Standorte), Viktoriastraße (11 fertig), Stauffenbergpark (22 fertig; 14, zwei Häuser), Augustastraße (11 Miet-Einfamilienhäuser), Fesser-/Römerstraße (50), Salierstraße (45), Glehner Weg (26, 9 Einfamilienhäuser).
Dabei bleibt die GWG ihrer Faustregel treu: „Wir wollen unsere Häuser in 15 Autominuten vom Schreibtisch aus erreichen.“ Nach dem Umzug der Zentrale von der Furth an den Markt werde die GWG, so Zellnig, besser „als Neusser und nicht als Unternehmer der Nordstadt wahrgenommen“. Und ein Neusser Unternehmen will die GWG auch sein. Die gemeinsamen Projekte mit der Stadt Kaarst seien da kein Widerspruch: „Auch in Büttgen sind wir in 15 Autominuten.“