Hallenabriss: SG Kaarst fürchtet um seine Basis

Die Politik will die Halle an der Bussardstraße zugunsten von Wohnbebauung abreißen. Die Sportstätte werde zu 95 Prozent von Mitgliedern der SG genutzt, so der Vereinsvorstand.

Foto: Anja Tinter

Kaarst. Das Entsetzen im Vorstand der SG Kaarst ist groß. Die Haushaltsvorschläge des Fünferbündnisses aus SPD, Grünen, FDP, UWG und FWG sehen unter anderem den Abriss der Turnhalle an der Bussardstraße vor, um das Grundstück für Wohnbebauung verkaufen zu können. Dieser Plan hat die SG kalt erwischt: Erst vor wenigen Tagen erfuhr sie durch ein Info-Schreiben des Fünferbündnisses davon. „Wenn die Bussardstraße ersatzlos gestrichen wird, droht unserem Verein, seine Basis zu verlieren“, sagt der SG-Kaarst-Vorsitzende Heinz Wieland empört. Denn zu 95 Prozent werde diese Halle von Mitgliedern der SG genutzt.

Jochen Brune, Vorstandsmitglied

Etwa 500 Vereinsmitglieder seien betroffen, sofern der Vorschlag des Fünferbündnisses am kommenden Donnerstag im Stadtrat eine Mehrheit finden sollte, erklärt Geschäftsstellenleiter Andreas Warnt. Denn die Turnhalle Bussardstraße ist die einzige Sporthalle, in der Vereinsmitglieder den ganzen Tag über aktiv sein können. „Alle anderen Hallen sind bis 17 Uhr von den Schulen belegt. Denn Schulsport hat immer Vorrang vor Vereinssport“, so Warnt.

Zudem würden die „Kaarster Spatzen“ — sie sind ein wesentliches Aushängeschild der SG — ihre Sportstätte verlieren. „In der Bussardstraße trainieren die sechs- bis zwölfjährigen Kunstturner“, sagt Warnt. Sie zählen zum Aufbaubereich der älteren Kunstturnerinnern, die derzeit in der Oberliga turnen. Diese knappe Dutzend im Leistungssport werde wiederum finanziert durch die Basis. „Es gibt keine Alternative für die Kunstturner. Denn die Geräte können wir zum einen nirgendwo anders unterbringen, zum anderen sind sie nicht mal eben so von Halle zu Halle zu fahren.“

Auch für den Seniorensport sowie die „Mid-Ager“, die zahlreiche Kurse im Bereich Wirbelsäulen- oder Rückengymnastik sowie Zumba-Fitness im Vormittagsbereich belegen, hätte ein Wegfall der Turnhalle Bussardstraße fatale Folgen. „Wir platzen jetzt schon aus allen Nähten. Es gibt keinerlei freie Kapazitäten in anderen Hallen“, sagt Jochen Brune vom Vorstand der SG Kaarst.

„Deswegen müssen wir uns gegen den Vorschlag des Fünferbündnisses, die Turnhalle Bussardstraße ersatzlos streichen zu wollen, mit allen Mitteln wehren“, kündigt der Vorsitzende Wieland an. Der Verein habe schon so viele Konzessionen gemacht — besonders in der akuten Phase der Flüchtlingsnotaufnahme, als neben der Turnhalle Bussardstraße auch die Staker Seite sowie die Halestraße benötigt wurden. „Durch diese Situation haben wir rund 500 Mitglieder verloren, die wir auch nicht zurückgewinnen konnten“, sagt Wieland. „Ich fürchte, einige Politiker haben keine Ahnung, welch wichtigen Beitrag ein Verein wie unserer für die Stadt leistet“, meint Theo Thissen, stellvertretender Vorsitzender der SG.

Nicht nur, dass Bewegung im Alter wichtig sei, auch würden viele Senioren durch die Sportangebote aus einer möglichen Vereinsamung geholt. Gleichzeitig werden Kinder frühzeitig an den Sport herangeführt und mögliche Leistungssportler wie die „Kaarster Spatzen“ aufgebaut. „Wir haben jetzt schon ständig mehr Nachfrage als Angebotsmöglichkeiten“, sagt Warnt. In vielen Bereichen gebe es bereits lange Wartelisten. „Ein Verein kann aber nur wachsen, solange er seinen Mitgliedern Räume bieten kann.“