„Ich liebe das Mannschaftsspiel“
Partei- und Fraktionschef Jörg Geerlings spricht über seine neuen Aufgaben.
Neuss. Nachdem sich Karl Heinz Baum am Montag in der Fraktionssitzung nicht mehr zur Wahl stellte (WZ berichtete), wurde Parteichef Jörg Geerlings zum neuen Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion gewählt. Die WZ sprach mit dem 39-Jährigen über seine neuen Aufgaben.
WZ: Herr Geerlings, als Fraktionsvorsitzender müssen Sie anders agieren als ein Parteivorsitzender. Wie wird Ihr Stil sein?
Geerlings: Die Funktionen und Aufgaben unterscheiden sich zwar, mein Führungsstil muss sich deshalb aber nicht ändern. Ich komme aus dem Sport und liebe daher das Mannschaftsspiel.
WZ: Die Grünen wünschen Ihnen viel Fortüne und Ausdauer, um die zerstrittenen Reihen in der CDU wieder zu schließen. Wie wollen Sie das anstellen?
Geerlings: Zunächst gilt dann mein Dank den Kollegen der Grünen für die guten Wünsche. Von zerstrittenen Reihen kann man nicht reden, auch wenn es Auseinandersetzungen gab. Wir haben in den vergangenen Jahren viel für Neuss erreicht und das in schwierigen Zeiten, Stichwort Finanzkrise. Neuss steht im Vergleich zu anderen Kommunen sehr gut da. Wir haben viel Arbeit vor uns. Da kann man auch mal um die richtige Lösung ringen. Am Ende wird ein Ergebnis stehen.
WZ: Das schlechte Verhältnis von Napp und Baum war in den vergangenen Monaten das beherrschende CDU-Thema. Ist das Verhältnis jetzt repariert?
Geerlings: Die Frage müssen die beiden beantworten. Ich habe aber den Eindruck, dass sich das beruhigt hat. Wir brauchen beide.
WZ: Auch Ex-CDU-Fraktionschef Bernd Koenemann hatte 2007 enttäuscht das Handtuch geworfen, das Vertrauen in die Fraktion sei erschüttert. Ist der Posten ein Schleudersitz?
Geerlings: Bernd Koenemann hat die Funktion lange ausgeübt. Die Funktion ist sicher nicht immer einfach, aber kein Schleudersitz. Meine Aufgabe ist es jetzt, die inhaltlich gute Arbeit fortzuführen. Im März wird dann zum regulären Termin der gesamte Vorstand neu gewählt.
WZ: Was werden Sie inhaltlich als Erstes angehen?
Geerlings: Wir haben am Montag bereits die Sitzung des Hauptausschusses vorbereitet. Darüber hinaus lade ich die Fraktion zu einer Klausurtagung ein, bei der wir wichtige Zukunftsthemen vorbereiten. In Kürze beginnen die Haushaltsberatungen, so dass viel Arbeit auf uns wartet.
WZ: Im Landtag sind Sie Mitglied des Europa- und des Wirtschaftsausschusses. Haben Sie da noch ein Auge für die Details in Neuss?
Geerlings: Das hatte ich, und das wird auch so bleiben. Ich bin Neusser durch und durch und bekomme viel mit, sei es durch Gespräche, durch meine Aufgaben vor Ort, etwa in Vereinen, im Stadtrat oder einfach beim Gang durch die Stadt.
WZ: Wie stehen Sie zum Koalitionspartner FDP?
Geerlings: Wir haben gut zusammengearbeitet in den beiden letzten Jahren. In ganz zentralen Fragen haben wir große Übereinstimmung in Neuss und arbeiten vertrauensvoll zusammen. Das will ich gerne fortsetzen.
WZ: Sie sind nun MdL, CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzender in Neuss. Ist diese Ämterhäufung Fluch oder Segen?
Geerlings: Diese Aufgaben werden in vielen Kommunen zusammen wahrgenommen und ich habe den Wunsch meiner Fraktionskollegen, diese Aufgabe zu übernehmen, gerne angenommen, zumal ich bislang bereits stellvertretender Vorsitzender für Wirtschaft und Finanzen war. Mit Partei und Fraktion möchte ich wichtige Inhalte für Neuss voranbringen. Das Landtagsmandat gibt mir die Möglichkeit, optimal Neuss in Düsseldorf zu vertreten; denn zentrale kommunale Felder werden im Landtag entschieden.
WZ: Sind Sie mit Ihrer Wahl nun auch der Spitzenkandidat bei der nächsten Kommunalwahl bzw. können Sie dem jetzt überhaupt noch ausweichen?
Geerlings: Sollte die Frage auf die im Jahr 2015 stattfindende Bürgermeisterwahl anspielen, so wird die CDU rechtzeitig alles vorbereiten und die Kandidatenfrage klären.