Im jecken Büttgen fliegen sogar Bodenreiniger

Auf den Straßen blieb es gestern trocken und es regnete ausschließlich Kamelle. Die Karnevalisten feierten bunt, laut und friedlich.

Büttgen. Der S-Bahnhof in Büttgen, gestern um 13 Uhr: Ganze Känguru- und Kuh-Herden, Zebras, Cowboys und Indianer, Piraten und Clowns kletterten aus der Unterführung. Teufelinnen und Supergirls mischten sich mit schwarzen Gestalten, auf deren Westen in wenig dezenten weißen Lettern „Geheimdienst“ stand. Ihre Mission war klar: Kamelle fangen. Ihr Ziel: der Rosenmontagszug.

Auch der städtische Marketing-Chef Dieter Güsgen hat sich mit Sohn Felix (im Batman-Kostüm) unter die Narren gemischt. „Hoffentlich hält das Wetter“, sagte er mit besorgten Blick zum Himmel. Kein Wunder. Im vergangenen Jahr hatten die Jecken den Zug wegen Sturmtief Ruzica abblasen müssen. Doch diesmal blieb der Wind still — ganz im Gegensatz zur Narrenschar am Straßenrand. Mit lauten „Helau-Rufen“ lockten sie den jecken Lindwurm. Und um Punkt 14.11 Uhr war es dann endlich soweit: D’r Zoch kütt. Von der Hermannistraße setzte er sich ganz langsam in Bewegung. Eile war nicht geboten, denn mit insgesamt zwölf Wagen und 16 Fuß- sowie einer Musikgruppe kamen die Jecken recht flink durch den Ort. Zwischendurch standen sie manchmal allerdings minutenlang auf der Stelle, weil es sich aus irgendeinem Grund staute — sehr zur Freude der Kinder am Straßenrand, die mit immer lauteren Helau-Rufen Kamelle einforderten.

Foto: Tinter/Fischbach (2)

Davon regnete es reichlich auf die bunt kostümierte Schar. Doch nicht nur klassische Bonbons wurden geworfen. Es flogen auch kleine Bälle und Klebstoff, Lollis, Chipstüten und sogar Bodenreiniger. „Es ist wunderbar familiär hier“, sagte Christian Schmitz, der mit seinen drei Kindern aus Osterath zum Zug gekommen war. Wie er kommen trotz der großen „Konkurrenzzüge“ in Düsseldorf und Köln Jahr für Jahr viele Besucher aus Kaarst und den umliegenden Städten nach Büttgen.

Und sie machten gestern bei trockenem Wetter und milden Temperaturen reichlich Beute. Die achtjährige Celina hatte ihren Beutel schon ganz schön vollgepackt. „Chips, Gummibärchen, Bonbons. Das gucken wir aber alles erst zu Hause richtig an“, erklärte sie und sicherte sich noch schnell eine kleine Popcorn-Tüte, die von den „Kornfettis“ in die Menge geworfen wurde. Bei den acht Frauen in Superman-Kostümen war die Rollenverteilung klar: „Unsere Männer feiern Schützenfest — wir sind beim Karneval dabei.“

Für besonderes Aufsehen am Zugweg sorgte Andreas Brandemann mit seinem zotteligen Kostüm samt geschnitzter Grusel-Maske und langen Hörnern. „Das ist ein Kostüm aus der alemannischen Fastnacht. Es soll die bösen Geister vertreiben. Der Kopf ist handgeschnitzt und mit echtem Fell bezogen. Deshalb riecht er auch etwas streng“, erklärte der Kaarster schmunzelnd. Zum ersten Mal mussten die „5 Aape“ übrigens diesmal die Straßenreinigung nach dem Zug durch Büttgen finanzieren und die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöhen. Die Zahl der Security-Leute wurde von acht auf 16 verdoppelt. Trotz aller Widrigkeiten zeigte sich „Aape“-Chef Peter Duksch zufrieden: „Tolle Stimmung, toller Zug“, sagte er.