Dormagen investiert 40 000 Euro in ein Unicef-Siegel
Die Stadt will sich als kinderfreundliche Kommune auszeichnen lassen.
Dormagen. Dass die Stadt seit vielen Jahren große Anstrengungen in Sachen Kinderfreundlichkeit unternimmt, ist überregional längst bekannt. Der „Dormagener Weg“ ist nur ein besonderes Projekt für Hilfestellungen für Minderjährige. Jetzt peilt die Stadt etwas Besonderes an: Sie schlägt den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses für die Sitzung am 9. März ein Konzept vor, um sich für das Gütesiegel „Kinderfreundliche Kommune“ zu bewerben. Dabei handelt es sich um eine gleichnamige Initiative von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk.
Kein ganz preiswerter Vorstoß, denn über den Aktionszeitraum von vier Jahren entstehen am Ende Kosten von 40 000 Euro. Mehr noch: Es ist laut Verwaltung notwendig, das Kinder- und Jugendbüro personell um eine volle Stelle aufzustocken. „Durch dieses Siegel und das Programm kann sich Dormagen noch stärker für Kinder und Familien stark machen“, sagt der zuständige Erste Beigeordnete Robert Krumbein, „und offensiv mit ihrer Kinderfreundlichkeit werben.“ Krumbein ist überzeugt, dass ein solches Siegel den „Zuzug von jungen Familien nach Dormagen fördern könnte“. Der Vorstoß passt in die letzten Bemühungen der Stadt. So hat der Jugendhilfeausschuss die Verwaltung beauftragt, ein Konzept vorzubereiten, aus dem hervorgeht, wie Jugendliche in Zukunft an den Entwicklungen und Entscheidungen der Stadt beteiligt werden können. Ein Stichwort in diese Richtung ist ein kommunalpolitisches Praktikum, das Jugendlichen ermöglicht werden soll. Im Januar war es Heide-Rose Brücker, die den Verein „Kinderfreundliche Kommunen“ repräsentiert, die in der Verwaltung vorsprach und anregte, dass sich die Stadt bewerben soll.
Das Verfahren ist nicht einfach. In der ein Jahr dauernden Antragsphase geht es nach einer Ist-Zustandbeschreibung um den Entwurf eines Konzepts, das von einer Sachverständigenkommission des Vereins geprüft wird. Wird es akzeptiert, erhält die Stadt das begehrte Siegel und hat dann drei Jahre Zeit, die Maßnahmen ihres Aktionsplans umzusetzen. Dieser richtet sich nach den Schwerpunkten Vorrang des Kindeswohls/Kinderrechts, kinderfreundliche Rahmenbedingungen, Partizipation von Kindern und Jugendlichen und Information. Krumbein beschreibt, welche Einzelmaßnahmen in einen solchen Aktionsplan aufgenommen werden könnten: Die Stadt richtet ein Beschwerdemanagement für Kinder und Jugendliche ein, sie ermöglicht ein kommunalpolitisches Praktikum, sie benennt einen Kinder- und Jugendbeauftragten und benennt namentlich und nach außen erkennbar, wer die Belange von Kindern und Jugendlichen innerhalb der Verwaltung vertritt.
Krumbein weist darauf hin, dass schon durch die anstehende Errichtung eines Jugendparlamentes und die Einführung eines kommunalpolitischen Praktikums der Aufgabenzuwachs im Kinder- und Jugendbüro der Stadt „erheblich ist. Daher ist eine Personalaufstockung in diesem Bereich erforderlich“, sagt er und wirbt für die dann finanzielle Unterstützung der Politik. Die Finanzmittel stehen bislang nicht zur Verfügung und müssten außerplanmäßig für den laufenden Haushalt bereit gestellt werden.