Internationale Tanzwochen vor einer schweren Saison
Erhöhung der Eintrittsgelder führt zu Abo-Kündigungen. Ailey II ist der Höhepunkt des Programms.
Neuss. Am 5. November beginnt die 31. Saison der Internationalen Tanzwochen. Es könnte die schwerste werden. Aufgrund der von der Politik haushaltsbedingt beschlossenen, teilweise drastischen Erhöhung der Eintrittspreise von bis zu 30 Prozent musste Kulturreferent Rainer Wiertz, Vater der qualitativ hoch anzusiedelnden sechs Gastspiele in der Stadthalle, die Kündigung von 200 der 800 bisher stets vergriffenen, bisweilen sogar „vererbten“ Abos hinnehmen.
„Das kam nicht überraschend und kann mich nicht schocken. Wir verfolgen einen Zwei-Jahres-Plan, in diesem Zeitraum soll das jetzt zu erwartende Minus in der Kasse verschwunden sein“, sagt Wiertz. Er erhält dabei die Unterstützung von Kulturdezernentin Christiane Zangs: „600 Abos zu verkaufen, ist immer noch sehr gut. Und viele, die kündigen mussten, haben gesagt, sie würden zumindest zu einzelnen Veranstaltungen kommen. Das Publikum will die Tanzwochen, und der Deckungsgrad ist im Vergleich zu anderen Städten relativ hoch.“
Um Zuschauer zu gewinnen (Wiertz: „30 neue Abos haben wir schon verkauft.“), macht die Stadt jetzt das, was man bisher kaum für nötig gehalten hat: offensives Marketing, Plakatieren, Treuboni ausschütten, womöglich sogar Besucher in Köln abgreifen, einen besseren Service in den Pausen und die Möglichkeit einer Ratenzahlung für Abos anbieten. „Wenn wir es jetzt schaffen, erfolgreich zu sein, stehen die Tanzwochen in Zukunft wenigstens nicht jedes Jahr zur Disposition“, ist Zangs optimistisch.
Am neuen, von Wiertz zusammengestellten Programm wird es nicht scheitern, das genügt wie immer höchsten Ansprüchen. Den Auftakt gestaltet am 5. November die Hubbard Street Dance Company aus Chicago. Bereits 1968 gegründet wurde die Company Bal da Cidade de Sâo Paulo (23. November). „Leiterin Iracity Cardoso hat ein unbestechliches Auge für die besten Tänzer“, sagt Wiertz. Die Gruppe von Eric Gauthier aus Stuttgart (6. Dezember) „will keine Probleme wälzen, sondern Spaß verbreiten“, weiß der Kulturreferent.
Der Höhepunkt der Saison folgt am 30. Januar, wenn die Ailey-Company II aus New York nach Neuss kommt. „Die ursprüngliche Company von Choreograph Alvin Ailey ist nicht zu bezahlen, aber die junge Nachfolge-Gruppierung ist keinen Deut schlechter“, so Wiertz. Am 15. März folgt die Compañia Nacional der Madrid unter Jos Carlos Martinez. Und zum Abschluss verspricht die Danza Contemporánea de Cuba aus Havanna „Choreographien zwischen schönheitstrunkener Melancholie und purer Lebensfreude“.