Junge Männer prägen Bild der CDU
Elisabeth Heyers ist nicht mehr stellvertretende CDU-Vorsitzende. Bürgermeister Napp ärgert das.
Neuss. Die Frauen-Union, so betont deren Vorsitzende Jutta Stüsgen, „glaubt an die Demokratie“. Die Tatsache, dass Elisabeth Heyers bei der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU am Montagabend ihr Amt nicht verteidigen konnte, nimmt sie deshalb — bei allem Bedauern — so hin wie ein Fußballer den Pfiff des Schiedsrichters. Doch Bürgermeister Herbert Napp schäumt. Es wäre die, so wörtlich, „unbedingte Pflicht“ gewesen, Heyers zu wählen, sagt Napp. Im Bund setze die CDU die Quote für Frauen in Führungsetagen von Dax-Konzernen durch, doch auf kommunaler Ebene handele sie genau entgegengesetzt, sagt Napp, der Heyers Verzicht im zweiten Wahlgang daher schlicht falsch nennt.
Elisabeth Heyers verzichtete am Montag auf eine Kandidatur für das Amt des stellvertretenden Parteivorsitzenden, nachdem sie im ersten Wahlgang das schlechteste Ergebnis der drei Bewerber einstecken musste. Ihr Verzicht ebnete den Weg für Tobias Goldkamp (36) und Andreas Hamacher (32). Die Anwälte kamen so neu in diese Funktion. Heyers scheidet als stellvertretende Vorsitzende ebenso aus wie Klaus-Karl Kaster, der nach zwölf Jahren im Vorstand nicht mehr kandidierte.
Schatzmeister Jakob Beyen wurde ebenso wie der stellvertretende Schatzmeister Heiner Cöllen im Amt bestätigt. Für den aufrückenden Andreas Hamacher wählte die Versammlung die im Schulministerium tätige Studiendirektorin Bernadette Thielen ins Amt des Schriftführers. Unangefochten an der Spitze steht weiter Jörg Geerlings, der seit 2005 die Partei führt. Die Zustimmung zu ihm rutschte zwar unter die 80-Prozent-Marke, doch konnte Geerlings diesen Gegenwind mit schwierigen Entscheidungen des Vorstandes erklären.
Dass der grüne Koalitionspartner mit Susanne Benary-Höck eine Frau als Bürgermeisterkandidatin aufstellt, sorgt für neues Störfeuer. Die Nominierung werde die Arbeit der Koalition nicht belasten, ist die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann überzeugt, doch CDU-Bürgermeisterkandidat Thomas Nickel ist irritiert.
Am Montag war Nickel der Gewinner des Abends. Unter den Bewerbern für ein Amt war niemand, der nicht laut aussprach, Nickels Bewerbung unterstützen zu wollen. Und am Ende bekam der Holzheimer langen Applaus für seine Rede. Samstag hatte er der Fraktion und den Ortsvorständen seine Kampagne vorgestellt, Montag folgte der inhaltliche Wahlauftakt. Der Blick auf den neuen Vorstand steigert seine Zuversicht. „Eine gute Mischung“, sagt Nickel, dem vor allem die große Zahl junger Leute gefällt. In der Tat sinkt das Durchschnittsalter im Vorstand auf 42,1 Jahre — und Parteichef Geerlings wird im dreiköpfigen Führungsteam vom Benjamin zum Senior.
Mit Geerlings, Hamacher und Goldkamp wirkt dieses Trio uniform: Männlich, jung, kinderlos, JU-„erzogen“ — und Anwalt. „Dieser Vorstand muss schon genau gucken, wie er die bunte Vielfalt der CDU abbildet“, sagt Jutta Stüsgen dazu am Tag nach der Wahl, und auch Helga Koenemann fehlt etwas im neuen Team. Wirtschaftskompetenz, zum Beispiel. Die war, seit 2007, als Elisabeth Heyers in das Führungstrio aufrückte, mit ihrem Namen verbunden. Die Wahlentscheidung der fast 180 Mitglieder hält Koenemann deshalb in diesem Punkt für nicht richtig.
Dass die Frauen-Union — anders als die Junge Union — für ihre Bewerberin nicht gekämpft hat, habe ihn gewundert, sagt Geerlings. Das Ergebnis aber geht aus seiner Sicht in Ordnung. „Ich finde alle drei Bewerber gut“, sagt der Parteichef, der auch die Frauen, die im geschäftsführenden Vorstand nur mit Schriftführerin Bernadette Thielen vertreten sind, nicht unterrepräsentiert findet. Nimmt man nämlich den 14-köpfigen Beirat hinzu, kommt er auf eine Frauenquote von 45 Prozent.
Für Altmeister Heinz-Günter Hüsch (85), von 1968 bis 1986 selbst Chef der Neusser CDU, brachten die Vorstandswahlen das „erwartete Ergebnis“ mit dem „erwarteten Denkzettel“ für den Vorsitzenden Geerlings. Er habe nun die Chance „darüber nachzudenken, wie er seine Arbeit ändert“. Mit Hamacher und Goldkamp sind aus Hüschs Sicht zwei „starke Begabungen“ in den Führungskreis aufgestiegen.