Kaarst: Auch in den Sommerferien geht es in die Schule
Vor einem Jahr startete das Betreuungsangebot „Offener Ganztag“. Es wurde jetzt in den Qualitätszirkel NRW aufgenommen.
Kaarst. Bela, Kilian, Kevin, Michael und Christopher sitzen am Tisch und basteln Indianerschmuck. Frederike und Lisa haben ihr Kostüm samt Stirnband schon fertig. Und im Garten der Katholischen Grundschule an der Lichtenvoorder Straße belagern kleine Krieger das Tipi mit Pfeil und Bogen. Auch ein Totempfahl ist aufgestellt.
Auch in den Sommerferien werden die Schüler der Grundschulen in der Offenen Ganztagsschule täglich von 7.30 bis 16.30 Uhr betreut - zum ersten Mal. Denn vor einem Jahr starteten die Vorbereitungen für das Betreuungsangebot: In den Schulen waren die Umbau- und Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen. "Anfangs mussten wir ziemlich viel improvisieren, aber irgendwie hat dann doch alles geklappt. Von allen Seiten gab es viel Verständnis", berichtet Ulrike Kneip. Die Diplom-Sozialpädagogin organisiert für die Jugend- und Familienhilfe in Büttgen das Betreuungsangebot. Für sechs Grundschulen hat der Verein die Trägerschaft für das Ganztagsangebot übernommen.
Nach einem Jahr zieht Ulrike Kneip eine positives Fazit: "Vieles ist gelungen, manches kann durchaus noch verbessert werden", sagt sie. Auch die Studie einer Pädagogikstudentin hat dem Offenen Ganztag in Kaarst gute Noten bescheinigt: 212 Kinder wurden befragt. Zwölf waren mit der Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen und den Freizeitangeboten nicht zufrieden. "Für uns ist zwar jedes Kind, das uns schlechte Noten gibt, eines zu viel. Dennoch waren wir selbst von dem sehr positiven Ergebnis überrascht", sagt Kneip.
Aber es gebe noch genügend Aufgaben, die zu erledigen seien. "Die Kommunikation zwischen Vormittag und Nachmittag, also zwischen Lehrern und unseren Pädagogen, kann noch verbessert werden. Wie schafft man eine gute Mitteilungskultur? Oder wie können die Kinder individuell gefördert werden?", überlegt Kneip.
Antworten auf die Fragen könnte nun auch der "Qualitätszirkel NRW" für den Offenen Ganztag liefern. "Wir sind eine von 22 Kommunen, die an diesem Modellversuch über zwei Jahre teilnehmen", erläutert Kneip. Seminare, Workshops und wissenschaftliche Begleitung sollen für einen Erfahrungsaustausch und für Qualität im Offenen Ganztag sorgen.
Ein Thema, das von den Pädagogen auch immer wieder diskutiert wird, ist die Hausaufgabenbetreuung. "Jedes Kind hat einen anderen Rhythmus. Manchen fällt es einfach schwerer, in der Gemeinschaft seine Aufgaben zu erledigen", hat Pädagoge Dennis Bremes beobachtet. Andererseits war er davon überrascht, dass sich die Kinder untereinander, auch altersübergreifend, helfen. "Die Gruppen mischen sich."
Auch bei dem Ferienangebot ist das so: An der Lichtenvoorderstraße kommen rund 30 Schüler der beiden Büttgener und der Vorster Grundschule zusammen und werden von Gisela Höntges, Birgit Pollmanns und Dennis Bremes und so genannten Ergänzungskräften betreut. "Nächste Woche dreht sich alles um Musik und Tanz. Von Freitag auf Samstag übernachten wir beim Indianerverein in Neuss-Uedesheim", verrät Bremes. In der letzten Ferienwoche wird ein Lehmofen gebaut. "Dann probieren wir Rezepte aus, außerdem stehen Entspannung und Traumreisen auf dem Programm", sagt Bremes.