Neuss: Autopflege - Leder, Wachs und Cockpit-Spray
Großkampftag für die Waschstation: Freitag und Samstag ist sie Treffpunkt für wahre Autoliebhaber.
Neuss. Wer liebt, der putzt. So knapp kann die Philosophie derer formuliert werden, die immer wieder her kommen. Leidenschaftlich wischen sie mit einem Leder über die Armaturen - in der rechten Hand den Lappen, in der linken das Cockpit-Spray. Auf dem Beifahrersitz liegt ein spezielles Poliertuch für die Fenster bereit. Kein Aufwand scheint für den Liebling zu groß zu sein.
Freitagnachmittag bei Clean Car an der Düsseldorfer Straße. An der Autowaschstation ist Großkampftag. Bis zu 2000 Fahrzeuge werden hier am Wochenende auf Hochglanz gebracht. "Aber das ist wetterabhängig", sagt Thomas Volmer, Manager der Filiale. "Wenn es regnet, lässt keiner sein Auto waschen."
Die Kunden haben die Wahl zwischen vier Programmen in der Waschstraße. Für den Grundpreis wird der Wagen sauber. Für das Dreifache bekommt er ein neuartiges Titanwachs, das dafür sorgen soll, dass Schmutz wochenlang keine Chance hat. Und wenn das Vehikel von außen blitzt und glänzt, geht’s an die Handarbeit.
32 Staubsaugerplätze stehen kostenlos zur Verfügung. Und hier findet man sie: diejenigen, die mit Inbrunst den Lappen schwingen. Dazu gehört auch Diana Tiedtke. Alle zwei Wochen wienert die 30-Jährige ihren schwarzen Seat blitzblank, selbst wenn - wie gestern - wenige Stunden später der Urlaubs-Flieger nach Mallorca wartet. Thomas Lülsdorf geht die Sache lockerer an. Allenfalls einmal im Monat sieht man ihn und seinen Polo bei Clean Car. "Das muss reichen." Rund 15 Euro gibt der künftige Versicherungskaufmann dann von seinem Lehrgeld aus.
Ein Betrag, über den Edelkutschen-Besitzer vermutlich nur müde lächeln. Denn wer sich eine Luxuskarosse leisten kann, der investiert auch mal 199 Euro für das Komplett-Paket. In fünf Stunden wird der Wagen dann von Muhammet Cepmi und seinen Kollegen einer Radikal-Kur unterzogen: Danach ist er wie neu, wird versprochen.
BMW und Mercedes poliert Wagenwäscher Cepmi übrigens am liebsten. Nicht weil sie so toll aussehen, sondern weil er mit ihnen am besten arbeiten könne. "Mit denen hat man es leichter. Der Lack ist besser", schwärmt er und fügt zu: "Man kann am Lack erkennen, ob man einen Japaner, einen Franzosen oder einen Deutschen vor sich hat."
Derweil hat sich binnen Minuten ein Gewitter über Neuss zusammengezogen. Manager Volmer zuckt mit den Achseln: "Das war’s. Die Kunden kommen erst wieder, wenn die Straßen trocken sind." Nur eine Handvoll hartnäckiger Autoliebhaber steht noch an der Station. Unter ihnen Olaf Dienstag. Der Stammgast hat eine ganze Batterie verschiedener Reinigungsmittel auf dem Sitz seines Golfs verteilt und agiert im Cockpit. Der Regen? Ja, der sei jetzt ungünstig, aber viel wichtiger als glänzender Lack sei ihm ein sauberer Innenraum: "Ich sag immer, das ist wie beim Menschen: Nur die inneren Werte zählen."