Kaarst: Erinnerungen werden lebendig
Zum Tag der Archive kamen viele Besucher ins Rathaus und schwelgten in Erinnerungen.
Kaarst. Stadtarchivar Peter Brinkmann war zufrieden mit dem Verlauf des Tags der Archive. "Der große Zuspruch ist sehr erfreulich", sagte er bereits nach zwei Stunden. Ab 9 Uhr konnten Besucher einen Blick in die Räume des Stadtarchivs werfen und sich die Ausstellung "Dem Verborgenen auf der Spur" im Atrium des Rathauses anschauen. Sie interessierte sowohl junge Familien wie erfahrene Großeltern.
Die Ausstellung zeigte unterschiedliche Themenfelder. Ein Prunkstück war die Fahne des Männergesangvereins "Germania". Im Jahr 1887 gegründet, wurde der Nachlass der Sangesfreunde zum 100-jährigen Bestehen dem Stadtarchiv übergeben. Unter dem Motto "Musik liegt in der Luft" dokumentierten Fotos die Geschichte vieler Kaarster Chöre.
Das Foto eines Ehepaars mit seinem Baby am heimischen Herd rief bei älteren Besuchern Erinnerungen hervor, wie auch in ihrer Familie auf dem gleichen Haushaltsgerät gekocht wurde. Dazu ließen sich Rezepte für "Theeplätzchen", gestürzten Apfelkuchen, Eierbier und Brotsuppe aus "Omas Küche" nachlesen. Ein anderes Textdokument war das Gedicht "Das Baggerloch" von Heinz Hess zur Geschichte des Kaarster Sees. 1934 begannen dort die Auskiesungen, 50 Jahre später wurde der kleine See als Freibad eröffnet.
Die Mode im Wandel, die Geschichte der Königsstraße und die Kaarster Brunnen sowie die Vieh- und Pferdeversicherungsvereine wurden ebenfalls in der Ausstellung dokumentiert. Bei so vielen Exponaten konnte Stadtarchivar Peter Brinkmann kein Lieblingsobjekt nennen. Ein Bild in einer Vitrine hat allerdings eine besondere Bedeutung für ihn. Es zeigt Franz Töller im September 1934 als 17-Jährigen vor dem Haus des Bauern Weifels auf der Linning. "Kurz vor seinem Tod habe ich mit ihm im vergangenen Jahr noch ein Zeitzeugen-Interview geführt", erzählt Brinkmann. Er sah damals das Foto dort hängen, jetzt ziert es den Titel des dritten Bildbands "Geschichte in Bildern".
Heinz Töller, Sohn von Franz, sammelt seit fast 30 Jahren Fotos aus seinem Heimatort Driesch. "Ich bin froh, frühzeitig mit meiner Leidenschaft angefangen zu haben. Damals konnten mir noch viele Leute etwas zu den Fotos erzählen", sagt Heinz Töller. Ein Besuch der Ausstellung ist für ihn selbstverständlich, schließlich hat er dem Stadtarchiv schon viele Motive zur Verfügung gestellt.
Zum Tag der Archive kam sogar mancher Besucher nicht mit leeren Händen. Peter Nilges übergab dem Stadtarchiv das Tagebuch seines Vaters aus der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft in Amerika. Neben handschriftlichen Einträgen enthält das Buch Fotografien, Zigarettenverpackungen und viele Zeichnungen. "Ein echtes Schätzchen", freute sich Stadtarchivar Brinkmann.