Kaarst: Nachwuchs im Einsatz am Berufsfeuerwehrtag
Beim Berufsfeuerwehrtag absolvierten die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Dienst rund um die Uhr.
Kaarst. Erst langsam, dann blitzschnell blähen sich die Schläuche auf, durch die bis zu 200 Liter Wasser pro Minute schießen. Die erste Hürde - der Aufbau der Wasserversorgung - ist genommen: Ein Hydrant ist gefunden, die Schläuche sind angeschlossen und die Jugendlichen sind bereit für ihren Löscheinsatz.
Im Gegensatz zu den verdutzten vorbeifahrenden Autofahrern erkannte ein Beobachter der Szenerie sofort, was da am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz in Büttgen vor sich ging: Die Jugendfeuerwehr probte am Berufsfeuerwehrtag einen Standard-Löscheinsatz.
Robert, Sohn von Feuerwehr-Maschinist Hans Fittkau, war vorbeigekommen, um seinen großen Vorbildern - "insbesondere Papa" - über die Schulter zu schauen. Noch zwei Jahre muss der Zehnjährige warten, dann kann auch er endlich in die Freiwillige Feuerwehr eintreten.
Während Team 1 im Gerätehaus an Denkaufgaben tüftelte oder mit Simulationsprogrammen Einsätze am Computer koordinierte, erprobte Team 2 den Ernstfall. "Drittes C-Rohr Wasser marsch." Die beiden Jugendlichen am letzten Schlauch hatten es schwer, gegen die Kraft des Wasserstrahls anzubrüllen.
Simone Bolten leitete an diesem Tag die enorme Wassermenge vom Verteiler in die richtigen Schläuche. Die 18-Jährige ist eins von insgesamt sechs Mädchen der Jugendfeuerwehr Kaarst, die unbedingt zur Berufsfeuerwehr möchte. "Mir macht es Spaß, mit Menschen zu arbeiten, ihnen zu helfen, Kindern etwas beizubringen. Ich habe da überhaupt keine Angst", sagt sie.
Furcht kennen auch Andreas Bechthold (14) und Sandro Pereira (13) nicht. Für sie ist die Abwechslung reizvoll. "Man löscht ja nicht nur, sondern leistet auch erste Hilfe. Ich mag es, mit Geräten, Menschen und vor allem mit Wasser umzugehen", erklärt Sandro.
Dass er und die anderen Zwölf- bis 18-Jährigen das Schlauchrohr fest im Griff haben, bewies er tatkräftig. Kleine Fehler blieben den Jugendwärtern aber nicht verborgen: "Das Auto steht zu nah am Einsatzort", bemängelt Jugendwart Daniel Kentrup. Im Ernstfall hätten die Flammen auf das Fahrzeug übergreifen können und aus den Schläuchen wäre ein Wirrwarr entstanden, erklärt er den Jugendlichen geduldig.
Auch Gruppenführer Julian Piel übt Kritik. "Da ist einiges falsch gelaufen. Irgendwie hat es an der Kommunikation gehakt. Die Gruppen haben sich selbstständig gemacht, der Überblick ging verloren. Aber aus Fehlern lernt man ja", sagt der 17-Jährige und schmunzelt.
Chefjugendwart Marco Cardinale, der den Berufsfeuerwehrtag jährlich während der Herbstferien organisiert, sieht das nicht ganz so eng. Ihm komme es vielmehr auf reibungslose Arbeitsabläufe an, und dass jeder seine Aufgaben genau kenne. Insgesamt war er mit dem Ergebnis an diesem Tag zufrieden.
Im Gerätehaus angekommen, stand noch viel auf dem Programm. So musste sich das Team noch der Herausforderung stellen, eine Brücke aus Holzbalken ohne Hilfsmittel zu bauen, auf der eine Schale Wasser stehen musste.
Bis um 8 Uhr morgens sammelten beide Teams noch fleißig Punkte für den Sieg. Nicht ahnend, dass Gruppe 1 plötzlich mitten in der Nacht für einen Löscheinsatz ausrücken musste.