Kaarst: Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals 2010 - BraunsMühle, Tuppenhof, romanische Kirche Alt-St. Martinus und geführte Fahrradtour.

Kaarst. Die Stadt Kaarst beteiligt sich auch in diesem Jahr am europaweit ausgerufenen Tag des offenen Denkmals, der traditionsgemäß alljährlich am 2. Septembersonntag unter einem Motto stattfindet, in diesem Jahr also am 12. September. Er ist eine gemeinsame Aktion der zuständigen Ministerien der Bundesländer, der Landespfleger, der Landesarchäologen, der kommunalen Spitzenverbände, des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, der Landeskirchen, des Deutschen Heimatbundes, der Deutschen Bürgervereinigung sowie vieler Kreise, Städte, Gemeinden, Verbände, Vereine, privater Denkmaleigentümer, Bürgerinitiativen und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Landauf und landab werden Baudenkmale, archäologische Stätten und historische Gartendenkmale für jedermann zugänglich gemacht. In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Kaarst öffnen die Fördergemeinschaft BraunsMühle Büttgen ihre Turmwindmühle und der Museums-Förderverein Kaarst den Tuppenhof in Vorst an diesem Tag jeweils in der Zeit von 11-18 Uhr und die frisch restaurierte romanische Kirche Alt St. Martinus öffnet ebenfalls von 11 Uhr bis 16 Uhr ihre Pforte für die Öffentlichkeit. Ferner bietet der ADFC ab 11 Uhr eine geführte Denkmal-Radtour an, Start ist vor dem Kaarster Rathaus am Neumarkt. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei

In diesem Jahr steht der Tag des offenen Denkmals unter dem Leitmotiv "Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr": Damit steht erneut ein Thema im Zentrum des Denkmaltags, das durch seine Vielseitigkeit besticht. Veränderungen durch neue Einflüsse von außen prägen die Entwicklung unserer Kultur, das lässt sich auch an historischen Bauwerken erkennen. Wanderhandwerker und fremde Baumeister verbreiteten neues architektonisches Know-how in ganz Europa.

Es ist jedoch gute Tradition, dass sich auch zahlreiche Bau- und Bodendenkmäler ebenfalls dem Besucher öffnen, die nicht unter die jeweils in einem Jahr ausgegebene Thematik fallen und sich so auch den interessierten Bürgen immer wieder in Erinnerung rufen.

In diesem Jahr öffnet auch die vor einigen Wochen feierlich wiedereröffnete romanische Kirche Alt St. Martinus im alten Dorf ihre Türe für Besucher. Ab 11 Uhr bis 16 Uhr besteht die Gelegenheit, das wiedererstandene Kleinod zu bewundern. Im vergangenen Jahr hat eine umfassende Restaurierung stattgefunden. Das Dachgestühl des Kirchturmes wurde statisch ertüchtigt und behutsam ausgebessert, nachdem erhebliche statische Mängel festgestellt wurden.

Dies zog dann auch eine notwendige Erneuerung der Dacheindeckung nach sich, ebenfalls war eine umfassende Sanierung des Mauerwerkes nötig. Im Verlauf der Arbeiten am Mauerwerk sind Fassadenteile in einer für das nördliche Rheinland fast einzigartigen Größenordnung entdeckt und untersucht worden, die noch aus der Entstehungszeit der Kirche vor knapp 1000 Jahren stammen. Herausragend gelungen ist auch die Innenausmalung der Kirche, für die es zwar keine Befundung gab, die sich aber an historischen Beispielen orientiert. Im Laufe der fast 1000-jährigen Geschichte hat der Turm der Martinuskirche sicherlich auch manchem Reisenden den Weg gewiesen oder auch eine Zuflucht geboten. In Zukunft wird auch der noch neu zu gestaltende Portalbogen, Tympanon genannt, wohl auch hoffentlich noch manchen Wandernden und Suchenden ins Kircheninnere einladen.

Sowohl der Tuppenhof wie auch die BraunsMühle bieten dem interessierten Besucher nicht nur alljährlich am Tag des offenen Denkmals sondern auch zu den Öffnungszeiten an den Wochenenden nicht nur Einblick in die bäuerliche Kultur und ins Müllerhandwerk. Sicherlich haben beide Orte zahlreichen wandernden Handwerkern und Arbeitssuchenden für die Dauer einer Saison ein Dach über den Kopf gewährt und auch Neues durch die Durchreisenden erfahren und übernommen.

Der Tuppenhof trägt dem diesjährigen Motto besondere Rechnung, indem um 15 Uhr ein Vortrag von Herrn Reinhold Mohr mit dem Thema "Reisen, Handel und Verkehr: Der Nordkanal - Der Bau des Kanals und seine Nutzung zwischen 1808 und 1850"

auf dem Programm steht. Es werden stündlich Führungen sowohl durch das Museum als auch durch die ständige Ausstellung angeboten. Für das leibliche Wohl wird mit frischgebackenem Brot und Kuchen aus dem neuerrichteten Backhaus gesorgt. Außer am Tag des offenen Denkmals wird auch an anderen Wochenenden im Backhaus auf dem Gelände des Tuppenhofes frisches Brot gebacken. Die Termine sind dem Jahresprogramm zu entnehmen.

An diesem Tag veranstaltet der NABU auch einen Informations- und Aktionstag auf dem Außengelände des Tuppenhofes, wo die Naturschutzorganisation einen Nistkasten für Schleiereulen aufgebaut hat. Mittels einer darin installierten Kamera lässt sich das Familienleben der Nachtvögel gut beobachten. Der so entstandenen Film wird am 12.September gezeigt, zusätzlich findet neben einem Informationsstand über die sonstigen NABU-Aktivitäten auch eine Kindermalaktion statt.

Die Fördergemeinschaft BraunsMühle führt durch ihre ausgebildeten Freizeitmüller den Mahlbetrieb vor und zeigt, wie die vorindustrielle Mehlproduktion vonstatten ging. In der Windmühle finden laufend Führungen statt. Die Führer erläutern den technischen Betrieb der Mühle und geben Auskunft über die Geschichte der Mühle, die vor vier Jahren ihr 250-jähriges Bestehen feierte. Im halbstündlichen Wechsel werden Videovorführungen über das Tagwerk eines Müllers bzw. über die Bauarbeiten an der Mühle gezeigt.

Der Restaurierung der Mühle waren umfangreiche Recherchen über die Historie, der Mühlentechnik und des Baubestandes vorausgegangen, ohne die die sach- und fachgerechte Wiederherstellung des Bauwerkes und des Mühlenbetriebes, wie er nun präsentiert werden kann, nicht hätte gelingen können. Im Erdgeschoss wird die Ausstellung "Der Niederrhein, Land der Mühlen" präsentiert, eine Dauerleihgabe des Rheinischen Mühlenverbandes. Gerade die Mühlenbaukunst war immer wieder durch reisende Spezialisten weiterentwickelt worden.

Für das leibliche Wohl ist ebenfalls mit Kaffee und Kuchen und kleinen Speisen im dazugehörigen Mühlen-Cafe gesorgt. Die Damen der Fördergemeinschaft werden auch in diesem Jahr mit ihren Kuchenspenden für formvollendeten Genuss sorgen. Wer deftigere Kost bevorzugt sicher auf dem Grill wieder etwas Leckeres finden. Das Café hat im übrigen an den Wochenenden von April bis Oktober geöffnet.

Um Kultur in Bewegung zu bringen, bietet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) eine geführte Radtour mit dem Tourenleiter Herrn Karl H. Veuskes in Begleitung einer Mitarbeiterin der Unteren Denkmalbehörde zu einer Vielzahl Kaarster Denkmäler und Kulturstationen an. Start ist um 11 Uhr vor dem Rathaus Kaarst am Neumarkt. Die Route ist ca. 20 km lang und führt über das alte Kaarster Dorf vorbei am alten Pastorat, dem Bodendenkmal Holzbüttger Haus, der Antoniuskapelle in Vorst zum Tuppenhof, wo die Gelegenheit zu einer Führung und zur Einkehr besteht.

In Büttgen sind dann u.a. die Pfarrkirche St. Aldegundis sowie einige denkmalgeschützte alte Hofanlagen zu sehen. Als zweite längere Station steht die BraunsMühle auf dem Program, wo ebenfalls sowohl die Möglichkeit besteht, Einblick in das Müllerleben zu bekommen als auch für das leibliche Wohl zu sorgen. Über Holzbüttgen und den historischen Nordkanal geht es wieder zurück ins Kaarster Zentrum.