Ein Kaarster für Madagaskar

Botschaft: Lutz Pollmann ist Kaarster und Generalkonsul des zweitgrößten Inselstaates der Welt. Ins Amt fand er eher zufällig.

Kaarst. Wenn sich Lutz Pollmann etwa sechs Jahre zurück erinnert, muss er augenblicklich schmunzeln. "Damals", so der 55-jährige Kaarster, "bin ich einfach irgendwie Konsul geworden." Das Land, für dessen diplomatische Kontakte nach Deutschland er in Nordrhein-Westfalen und Hessen verantwortlich ist, liegt nicht gerade nebenan. Im Gegenteil: Pollmann ist Honorarkonsul von Madagaskar - und der Inselstaat liegt über 8000 Kilometer entfernt.

Zu dieser "ehrenhaften und zugleich exotischen Position" kam der Hauptgeschäftsführer der Baugewerblichen Verbände, der seit 1981 mit seiner Familie in Kaarst lebt, "völlig unverhofft". 2004 begleitete Pollmann eher zufällig eine Wirtschaftsdelegation nach Madagaskar und traf dort unter anderem den Präsidenten. "Dennoch wusste ich zu dieser Zeit kaum etwas über dieses Land."

Das sollte sich ein halbes Jahr nach dem Besuch schlagartig ändern: Nachdem der damalige Honorarkonsul altersbedingt sein Amt niedergelegt hatte, erreichte Pollmann ein Anruf vom madagassischen Botschafter: "Er fragte, ob ich mir vorstellen könnte, Botschafter zu werden. Ich habe sofort zugesagt."

Zwei Jahre später, nach zahlreichen Verwaltungs- und Prüfungsverfahren wurde er 2006 zum Honorarkonsul ernannt. "Das Verfahren zog sich sehr lange hin. Doch dann besuchte der madagassische Präsident Bundespräsident Horst Köhler, und plötzlich ging meine Ernennung rasend schnell", erzählt der 55-Jährige lächelnd.

Seitdem versorgt ihn ein Journalist vor Ort immer direkt mit innenpolitischen Informationen. Zudem hält Pollmann enge Beziehungen zum madagassischen Konsulat in Brandenburg. Alle zwölf bis 18Monate nimmt er die elf Flugstunden auf sich, um Madagaskar zu besuchen. "Den Großteil der Arbeit erledige ich natürlich in meinem Büro in Düsseldorf parallel zu meinem Beruf", berichtet er. Zu seinen Hauptaufgaben zählen das Ausstellen von Visa, die Betreuung von madagassischen Delegationen "und noch einiges mehr".

Auch seine drei Söhne und seine Frau sind mittlerweile große Fans von Madagaskar geworden. Gewürze wie Vanille und Pfeffer ("frisch von der Insel") gehören mittlerweile zur festen Küchenausstattung bei Pollmanns. "Und die liebsten Schals und Handtaschen von meiner Frau stammen auch von der Insel", sagt Pollmann amüsiert.

Doch wenn der Honorarkonsul über die Zustände in dem Land nachdenkt, wird er ernst: "Das Land hat zwar viele Bodenschätze, dennoch ist die Armut der gastfreundlichen und liebenswerten Menschen sehr groß." Nicht nur deshalb hat er sich für die Zukunft einige Ziele gesetzt: "Ich möchte mich für die Verbesserung der medizinischen Hilfe oder auch die Aufforstung einsetzen", nennt er Beispiele.

2011 möchte der "Ur-Kaarster" ("Meine Großeltern waren in den 30er Jahren die ersten, die auf der Parkstraße ein Haus gebaut haben - mehr Kaarster geht nicht.") die Insel wieder besuchen. Dann allerdings nicht in offiziellem Auftrag, sondern zum ersten Mal mit seiner Familie - im Sommerurlaub.