Kaarst: Wettstreit der Hobby-Literaten

Der Frankfurter Florian Cieslik gewinnt die Premiere im Jugendzentrum Bebop.

Kaarst. Ein Trend ist in den Nachbarstädten Mönchengladbach, Düsseldorf oder Köln auf dem Vormarsch. Dem will sich das Bebop nicht entziehen. Also veranstaltete das Jugendzentrum jetzt den ersten Poetry Slam.

Sechs Hobby-Literaten kämpften dabei um den Sieg bei der Wortschlacht. Auf der Bühne begrüßte Moderator Johannes Schwelm in der Szene bekannte Slam-Größen.

Florian Cieslik war bereits Fünfter bei der Deutschen Meisterschaft im Poetry Slam und kam aus Frankfurt angereist. Als "Legende" stellte Schwelm den "Sushi" aus Düsseldorf vor. Er stand bereits im NRW-Finale.

Damit auch ein Lokalmatador an den Start ging, wurde Heinrich Zaharov zwei Tage zuvor zur Teilnahme überredet. Er ist eigentlich Musiker und trug bei seinem ersten Slam ein Gedicht vor. Im Gegensatz zu den anderen Beiträgen war sein Werk eher depressiv. Durch Nervosität und Unerfahrenheit verlor er den Faden und verzichtete schließlich auf eine Bewertung.

Für die Punktevergabe von eins bis zehn waren fünf Jugendliche im Publikum verantwortlich. Die beste und schlechteste Wertung wurden für das Gesamtergebnis gestrichen. Den Wettbewerb eröffnete "Bernardo" aus Mönchengladbach. Es war erst sein zweiter Poetry Slam überhaupt, Nervosität blieb da nicht aus. Ohne zu stottern, erzählte er vom "Oma-Saufen" oder aus seiner Schulzeit in den 80er Jahren, seine Hände zitterten aber unübersehbar.

Der Senior im Wettbewerb war Familienvater Achim Dietz. Wie man vom Rückweg seines ersten Poetry Slams bis zur Versorgung eines Harems mit 72Frauen kommt, sorgte für einige Lacher. Eher nachdenklich: Anke Fuchs. Sie sinnierte über die Menschen, die sie sieht, aber nicht wahrnimmt, deren Gerede sie an der Ampel nicht hören will, sich aber trotzdem für ihre Geschichte interessiert.

Mit viel Emotion am Werk: Florian Cieslik. "Jenseits von Edeka" sollte man trotz all dem Genörgel spüren, wie gut es einem eigentlich geht. Ebenfalls mit viel Leidenschaft und manchmal kurz vor dem Durchdrehen stehend: der "Sushi". Zwischen Wahnsinn und ausgeglichenem Karma bewegte sich Thomas Mesmer in seinem ersten Vortrag "Siehste". Das hat zumindest seine Ex-Freundin früher immer gesagt.

Nach Vorrunde und Halbfinale duellierten sich ein letztes Mal Florian Cieslik und Thomas Mesmer. Schließlich spielte Cieslik seine Erfahrung aus - er hielt seinen besten Text für den Schluss zurück. Mit der Höchstwertung von 30 Punkten war er der unangefochtene erste Slam-Meister im Bebop. Dem Publikum gefiel’s, rund 75 Jugendliche waren dabei.