Kaarst: Wie aus Flachs Kleidung wurde
Historie: Das Museum Tuppenhof bietet ab sofort wieder Führungen für Kinder und Schulklassen an.
Kaarst. Nach zwei Jahren Vakanz lässt der Tuppenhof die Museumspädagogik wieder aufleben. "Hier gibt es auch für Kinder so viel zu entdecken. Und sie dürfen alles anfassen", schwärmt Britta Spieß. Nur: "Mit einer Führung wird so ein Ausflug gleich doppelt so interessant", weiß die wissenschaftliche Beraterin.
Den Part hat Spieß jetzt mit Katja Stromberg besetzt. "Wir starten erst einmal einen Versuchsballon", sagt Spieß. Textilwissenschaftlerin Stromberg will Kindern vermitteln, wie Wäsche und Kleidung früher hergestellt und gesäubert wurden. In einer Zeitreise durch die Jahrhunderte schlüpft sie in die Rolle der Käthe und veranschaulicht zum Beispiel, wie die Menschen früher auch ohne Waschmaschine den Alltag meisterten.
"Wir wollten erst einmal abwarten, wie die Auslastung ist", begründet Spieß, warum zunächst nur zwei feste Termine vereinbart sind. Doch während sie das verkündet, klingelt bei Stromberg das Handy. "Der erster Termin ist schon voll", teilt diese kurz darauf selbst ein wenig überrascht mit, "jetzt bleibt nur noch der 21.Oktober". Man werde flexibel auf Nachfragen reagieren, versichert Spieß und stellt in Aussicht, dass bis Ende Oktober bei Bedarf weitere Führungen vereinbart werden können.
Was Katja Stromberg weiterhin den Kindern nahe bringen will, ist die Herstellung von Kleidung - etwa, wie man getrockneten und gerösteten Flachs verarbeitet und daraus in mühsamer Fleißarbeit Leinengarn gewinnt, das sich dann spinnen lässt. "Früher wurden die Mädchen, sobald sie laufen konnten, ans Spinnrad gesetzt", erläutert Stromberg.
Einer Revolution gleich kam Mitte des 18.Jahrhunderts dann die Verwendung von Baumwolle. "Bevor aus einem Wollknäuel ein Flies wurde, das sich verarbeiten ließ, vergossen die Frauen aber nach wie vor viel Schweiß. Zudem: Die nächste Baumwoll-Fabrik stand in Ratingen - heute ein Klacks, früher eine mehrtägige Kutschfahrt", so Stromberg.
In erstaunte Kindergesichter wird die Textilwissenschaftlerin wohl auch schauen, wenn sie davon erzählt, wie man Wäsche wusch, als es noch keine Seife gab: "Unsere Vorfahren benutzten Buchenasche."