Kaarsts Feuerwehr-Chef Herbert Palmen geht in den Ruhestand
Am Dienstag hat der 63-Jährige seinen letzten Tag.
Kaarst. Das, worauf sich Herbert Palmen derzeit am allermeisten freut, ist, dieses kleine, lästige Ding loszuwerden: den „Piepser“, der Alarm schlägt, wenn ein Einsatz ansteht. „Im Leben meiner Familie hat er in der Vergangenheit immer die erste Geige gespielt“, sagt der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Kaarst und sieht dabei ehrlich erleichtert aus. „Wie oft habe ich mit meiner Frau im Restaurant gegessen und noch vor dem Essen alles stehen- und liegenlassen müssen.“ Ab kommendem Mittwoch hat das ein Ende. Dann ist Herbert Palmen als Feuerwehr-Chef offiziell im Ruhestand. Als Angestellter der Stadtverwaltung Kaarst wird er noch bis zum Ende des Jahres arbeiten. Danach ist auch mit dem Bürojob Schluss. Dann beginnt für den bald 63-Jährigen ein neuer Lebensabschnitt.
Begonnen hatte die Karriere als Feuerwehrmann über einen im Nachhinein glücklichen Zufall. „Mein älterer Bruder war bei der Feuerwehr Kaarst“, erzählt Palmen. „Für mich ergab sich darüber damals die Gelegenheit, Zivildienst bei der Feuerwehr zu leisten. Ich habe dann ganz schnell gemerkt, dass das nicht nur ein sinnvolles Hobby ist, sondern auch Spaß macht.“ 1971 trat Palmen in die Feuerwehr ein. Nebenher absolvierte er eine Ausbildung zum Hotel- und Gaststättenkaufmann. „In einer Ausbeuterbranche“, wie er heute sagt. Nach einer kurzen Zeit als Verwaltungsangestellter bei der Deutschen Rentenversicherung wechselte er 1979 zur Stadt Kaarst. Erst zur Wohngeldstelle, dann ins Sozialamt, später ins Jugendamt und schließlich, 1992, ins Ordnungsamt. Bei der Feuerwehr war Palmen zu dieser Zeit bereits zum stellvertretenden Wehrleiter aufgestiegen.
Dann ging der damalige Chef und Palmen übernahm — zunächst kommissarisch — dessen Job. Die Personalentscheidung war nicht unumstritten. „Es gab Skeptiker, die sagten, dass sich meine Aufgaben als Verwaltungsangestellter und Wehrleiter nicht vertragen“, erinnert sich Palmen. „Man befürchtete, ich könnte von der Stadt gedeckelt werden.“ Herbert Palmen nahm die Herausforderung an. „Meine Forderung war, dass wir die Löschzüge Kaarst und Büttgen zusammenführen und fortan nach außen mit einer Stimme sprechen“, sagt er. Das hat funktioniert. Jetzt blickt Herbert Palmen auf eine erlebnisreiche Zeit zurück.
Das, was er sich zum Ziel gesetzt hat, sagt er, habe er erreicht: den Neubau der Feuerwache in Kaarst und des Gerätehauses in Büttgen, das mittlerweile in Planung ist, die Förderung der Jugend-Feuerwehr. Schön, sagt der scheidende Feuerwehr-Chef, seien immer die Einsätze mit Tieren gewesen. „Einmal haben wir eine Schleiereule aus der Außendecke im Poco-Außenlager geholt — das war beeindruckend.“ Auf der anderen Seite gab es auch viel Belastendes: schlimme Unfälle auf der Autobahn, tödliche Brände, Suizide. „Besonders schwer zu ertragen“, sagt Herbert Palmen, „war so etwas immer dann, wenn Kinder beteiligt waren. Wir sind hier alle keine knallharten Helden.“
Herbert Palmen legt seinen Piepser am Dienstag ab. Dann werden andere ihr Bestes geben, um das zu tun, was er Jahrzehnte lang getan hat: Jederzeit helfen, wenn der Alarm losgeht.