Kappessonntagszug in Neuss 2024 Jecke Party XXL trotz „Kurvendiskussion“

Neuss · Mit rund 2100 Aktiven ist der Kappeszug am Sonntag durch Neuss gezogen, von zigtausenden Menschen am Straßenrand bejubelt. Im Vorfeld hatte es jedoch reichlich Trubel rund um ein „Wurfverbot in Kurven“ gegeben.

Ein Blick in eine der rappelvollen Kamelle-Tüten.

Foto: Simon Janßen

Im Fußball-Spitzenspiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen am Samstagabend hatte ein heftiger Kamelle-Regen aus den Fan-Reihen dafür gesorgt, dass die Partie erst Minuten später angepfiffen werden konnte. Beim Kappessonntagszug in Neuss wurde da wesentlich mehr Professionalität an den Tag gelegt: Er ging nicht nur planmäßig um Punkt 13.11 Uhr los – auch die Kamellen waren, anders als beim Bundesliga-Hit, äußerst gerne gesehen.

Noch bevor sich der Zug mit insgesamt 35 Großwagen und knapp 2100 Aktiven in Bewegung setzte, war Erleichterung bei Andreas Picker, Präsident des Neusser Karnevalsausschusses (KA), zu bemerken. „Toll, dass wir ganz normal feiern und die Jecken mit Kamelle versorgen können“, sagte er. Für Aufregung hatte eine am Freitag öffentlich gewordene neue Auflage der Polizei gesorgt, die ein Wurfverbot von Süßigkeiten und Co. in Kurven vorsah – aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Nach einer Intervention von Bürgermeister Reiner Breuer, der von einer „voreiligen Anordnung“ sprach, gab es schließlich den Rückzieher und die „Kurvendiskussion“ fand ein Ende.

Dass die Karnevalisten Anfang der Woche die Anordnung von der Polizei ohne nähere Begründung erhalten hatten, war auch beim Kappessonntagszug noch Thema. „Die Kommunikation war schlecht“, sagte Philipp Verreet, der auf dem Wagen von „Net Kalle, los fiere“ mitfuhr. Schließlich machten die „Wagen-Engel“ (und auch die eingesetzten Polizisten), Jahr für Jahr „einen tollen Job“, wie er sagte. Dass am Ende doch alles beim alten Wurfmuster blieb, sorgte auch bei Zugleiter Ralf Dienel für Zufriedenheit, ebenso wie die Tatsache, dass die Wagen vor dem Kreishaus so früh wie selten parat standen.

Traditionell sind die Straßen beim Kappeszug proppenvoll. Auch am Sonntag feierten wieder schätzungsweise rund 100 000 Jecken am Straßenrand, tranken, sangen und tanzten bei glücklicherweise trockenem Wetter. Auch das Neusser Prinzenpaar – Sebastian I. Coenen und Novesia Kira I. Tinnefeld – genoss die Szenerie freudestrahlend. Der Kappeszug sollte das Finale einer Session werden, „die unvergessen bleibt“, wie die beiden am Sonntag mitteilten.

Wie sehr das jecke Neusser Highlight des Jahres verbindet, betonte auch Bernd Voß. „Für uns ist der Zug ein Heimatfest. An jeder Ecke steht jemand, den man kennt“, sagte der Teilnehmer, der mit seiner Frau Manuela Gill-Voß ein Zeichen für Vielfalt setzte – in Form von Kostümen, die das Motto „Bunt wie die Welt“ trugen und mit vielen verschiedenfarbigen Kugeln versehen waren. Dass Carmen Hermanns am Sonntag „einen Vogel“ hatte, war nicht im Geringsten beleidigend gemeint. Sie ging nämlich als Vogelnest und trug eine entsprechende Kopfbedeckung inklusive schwarzer Krähe. „Zwei Tage habe ich dafür gebraucht“, sagte sie schmunzelnd. Ebenfalls ins Auge fielen die aufwendigen Raumfahrt-Kostüme einer größeren Gruppe. Die Idee dazu hatte Christoph Nellißen. „Ich fand die NASA schon immer cool“, sagte er. Grundsätzlich war der Kreativität bei den Kostümen keine Grenzen gesetzt – von aufgepumpten Dinos und bärtigen Zwergen über düstere Skelett-Gestalten bis hin zum funkelnden Prinzessinnen-Look war alles mit dabei. Angeführt wurde der Kappeszug vom neuen Mottowagen des Hoppeditz, erste „Fußgruppe“ war der „Hopfennarr“ Manfred Holz – für den es in diesem Jahr etwas Besonderes zu feiern gab. „Ich bin heute zum 30. Mal dabei“, so der 77-Jährige.