Dank Spielbank-Millionen in Monheim 100.000 Euro für „faire“ Kamelle
Langenfeld/Monheim · Gute Ausgaben, schlechte Einnahmen? Die Stadt Monheim unterstützt beim jecken Wurfmaterial die Produzenten in den Ursprungsländern – und verweist auf die Spielbank als Geldquelle. Lob gibt’s von „Faire Kamelle“-Förderer Dietmar Bär.
(gut) Nach dem Auftakt an Altweiber, der laut Ordnungsbehörden ohne größere Zwischenfälle verlief, geht der Straßenkarneval mit den Zügen weiter: in Langenfeld-City an diesem Samstag ab 14.11 Uhr, gefolgt von den Veedelszügen am Sonntag in Baumberg (11.11 Uhr) und Berghausen (14.11), dem Kinderzug in der Monheimer Altstadt (14.11) und dem Reusrather Lichterzug (18.11) sowie dem Monheimer Rosenmontagszug (14.11).
Ein Mottowagen in Monheim wurde traditionell von der Stadt „übergeben“: der Gänselieselwagen fürs Traditionspaar. Gestalter Stefan Goller sowie Sebastian Schwanke und Andreas Schulz vom Betriebshof haben das Gefährt gebaut. Das Motto „Willkumme in Las Monnem am Rhing“ nimmt Bezug auf das Sessionsmotto „Wat bruche mer en Pleitebank – mer mache uss im Casino blank.“
Die Kamelle, die Gänseliesel und Spielmann von ihrem Wagen werfen werden, ist aus „fairer“ Produktion. Heißt: In den Ursprungsländern verbleibt laut Produzenten-Garantie deutlich mehr vom Erlös als bei Normal-Kamelle. Zudem sei Kinderarbeit ausgeschlossen, was aber nicht heißt, dass bei „nicht-fairer“ Kamelle Kinderarbeit im Spiel sein muss, wie mitunter suggeriert. Die Stadt spendiert den 54 Fuß- und Wagengruppen, die Rosenmontag mitziehen, aus Steuergeld faire Kamelle für 100 000 Euro. Darunter Fruchtgummi sowie schokoladige „Mango Veggies“ und „Dattel-Konfetti“. Da „fair gehandelte“ Produkte teurer sind, versteht die Stadt die Kamelle-Spritze auch als Anreiz für die Zugteilnehmer, selbst faire Kamelle einzukaufen. Mehrere Gruppen sind dem Appell bereits gefolgt.
Leisten kann sich Monheim den Zuschuss auch dank der „für die Stadtkasse äußerst einträglichen Spielbank, auf die das Sessionsmotto anspielt“ – darauf weist die Stadt selbst in einer Pressemitteilung hin. Gewissermaßen ein moralisches Tauschgeschäft: Bei jährlich fünf Millionen Euro Spielbanklizenz-Einnahmen erscheint es in Monheim wenig opportun, Themen wie „Spielsucht“ oder „Überschuldung“ an die große Glocke zu hängen – dafür werden faire Kamelle promoted. Mit Erfolg: Bei der Übergabe des Wurfmaterials auf dem städtischen Betriebshof war auch Schauspieler Dietmar Bär zugegen, dessen Kinderhilfsverein „Tatort e.V.“ und Projekt „Jecke Fairsuchung“ sich seit Jahren für faire Kamelle stark machen. „Euer Einsatz hier vor Ort verbessert auf den Philippinen ganz konkret die Lebensqualität und Bildungschancen“, lobte Bär die Monheimer.